In Solidarität mit den 7000 politischen Gefangenen, die in der Türkei im Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalans sind, findet am morgigen Donnerstag ein bundesweiter Aktionstag statt. Mit der Solidaritätsaktion sollen die Verantwortlichen in der EU, im Europarat und dem Antifolterkomitee (CPT) dazu aufgerufen werden, Druck auf die türkische Regierung auszuüben, damit diese die Menschenrechte einhält und den Forderungen der Hungerstreikenden entspricht.
Mit dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik werden Bedingungen für Öcalan gefordert, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zu einer Lösung der kurdischen Frage beizutragen. An dem Massenprotest beteiligen sich neben den Gefangenen auch Aktivist*innen in Nord-und Südkurdistan, Frankreich, Italien, Wales, England, Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Kanada und der Schweiz.
Wir haben mit der Kampagne „Gemeinsam kämpfen“ über den morgigen Solidaritätstag gesprochen.
Ihr plant gemeinsam mit der Kampagne «TATORT Kurdistan» einen Solidaritätstag für die kurdischen Hungerstreikenden am 25. April unter dem Motto „Brecht das Schweigen - #7000inSolidarität mit #7000gegenIsolation“. Wer seid Ihr, was macht «Gemeinsam kämpfen»?
Wir sind eine feministische Kampagne für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie. Wir haben uns zum 25. November 2017 gegründet – nicht aus Zufall, sondern weil wir sagen, dass wir uns als Frauen und Queers gegen die Gewalt, die wir erfahren, organisieren müssen. Und für eine Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen tatsächlich achtet und dies nicht nur vorgibt. Wir wollen die Idee der Frauenrevolution in Rojava auch in Deutschland verbreiten und darin Theorie und Praxis autonomer Frauen/feministischer Organisierung und die Frage nach unseren eigenen Motivationen, Notwendigkeiten und Zielen hier bei uns in den Vordergrund stellen.
Innerhalb der BRD und auch der linken Strömungen fehlt es nach wie vor trotz sich wiederholender feministischer Proteste und Forderungen eine kontinuierliche und starke Organisierung gegen die patriarchalen Verhältnisse. Wir wollen dazu beitragen, dass sich das ändert.
Wie seid Ihr auf die Idee des Aktionstages gekommen?
Wir fanden die Idee der Schweizerinnen toll. Die haben zum 7. April diesen Aktionstag schweizweit ausgerufen und damit eine Menge Aufmerksamkeit für den Hungerstreik erzeugt.
Seit Leyla Güven diese Aktionsform gewählt hat, haben viele Menschen und Initiativen verschiedene Wege ausprobiert die deutsche Öffentlichkeit auf das, was in türkischen Gefängnissen und in Kurdistan passiert, aufmerksam zu machen. Es ist kein Zufall, dass eine Frau diesen Widerstand anführt. Denn dass Frauen diese Rollen einnehmen, sehen wir in allen Epochen der Geschichte, in allen Ecken der Welt. Wir wollen das sichtbar machen und betrachten uns als Leylas Genossinnen, die ihre Botschaft verbreiten.
Immer wieder waren es seit November vor allem kurdische Freund*innen, die auf den Straßen waren und es ist nach wie vor schwer die deutsche Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Werte, die die Hungerstreikenden verkörpern, Werte sind, die für ein besseres Leben für Alle einstehen.
Deswegen wählen wir nun eine breite, niedrigschwellige Aktion, in der alle ihre Botschaft aus dem eigenen Fenster hängen können, sich aber auch mit der Forderung „Freiheit für Abdullah Öcalan“ vor die SPD-Parteizentrale oder das Amnesty-Büro stellen können.
Wo laufen Vorbereitungen?
In verschiedenen Städten, z.B. in Berlin, Hamburg, Hannover, Leipzig, Celle, wir bekommen sicher nicht alles mit und sind selber gespannt darauf, woher die Fotos am Donnerstag uns erreichen werden.
Was erhofft ihr euch von der Aktion am 25. April?
Wir wünschen uns, dass wir mehr Aufmerksamkeit für die Forderungen der Hungerstreikenden und der Gefangenen in den türkischen Gefängnissen erreichen können. Wir möchten, dass Menschen diesen Widerstand als Widerstand gegen Unterdrückung und Missachtung, gegen Folter und Isolation, gegen Patriarchat und Kapitalismus begreifen und sich mit Leyla Güven und ihren Genoss_innen solidarisieren.
Letztendlich geht es auch darum Druck auf das CPT (das Anti-Folter-Komitee der EU) zu erhöhen und die Verantwortlichen in der BRD für ihre tödliche Kollaboration mit dem türkischen Staat zu kritisieren.