Boğaziçi: Akademiker klagen gegen Eröffnung neuer Fakultäten

Ein Präsidialdekret sieht vor, dass an der Istanbuler Elite-Universität Boğazici zwei neue Fakultäten entstehen sollen. Gegen den Erlass ist nun Klage beim Staatsrat eingereicht worden.

Mit einer Nichtigskeitsklage beim Staatsrat will sich das Lehrpersonal der Istanbuler Boğazici-Universität gegen ein Dekret von Recep Tayyip Erdoğan wehren, das zwei neue Fakultäten an der Hochschule vorsieht. Laut der bereits in der ersten Februar-Woche im Amtsblatt veröffentlichten Verordnung soll an der Universität eine Rechts- und eine Kommunikations-Fakultät entstehen. Der Lehrkörper befürchtet mit der Entscheidung „von oben nach unten“ empfindliche Schäden, die „kurz- und langfristig nur schwer oder gar nicht wiedergutzumachen” seien. Darüber hinaus sei der Erlass mit den verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht vereinbar, verstöße gegen das Hochschulgesetz und damit „weit davon entfernt, das öffentliche Interesse zu berücksichtigen“.

Anfang März reichten bereits siebzig Lehrende der Boğazici-Universität Klage ein mit dem Ziel, den umstrittenen Rektor Melih Bulu von seinem Amt zu entbinden. Der Günstling des Staatspräsidenten war nach der Jahreswende zum Leiter der Elite-Universität ernannt worden. Gegen die Übergehung der akademischen Autonomie finden seit bald drei Monaten Proteste statt, mehrere Studierende sitzen deshalb in Untersuchungshaft. Bulu sieht dennoch keinen Anlass, von seinem Amt zurückzutreten.

Nur wenige Tage nach der ersten Nichtigkeitsklage gegen seine Einsetzung als Rektor ernannte Bulu den ihm ergebenen Physiker Naci Inci, welcher sich auch zum Vizerektor hatte ernennen lassen, zum Leiter der sozialwissenschaftlichen Fakultät. Ebenfalls ernannte er Fazıl Önder Sönmez zum Vizerektor. Gleichzeitig ist dieser auch als Dekan für studentische Angelegenheiten sowie zum Koordinator des Finanzhilfebüros als auch Direktor des Instituts für Graduiertenwissenschaften in Wissenschaft und Technik (FBE) ernannt worden.

Die Lehrenden haben derweil angekündigt, ihren Widerstand für akademische Freiheit und universitäre Autonomie fortzusetzen. An diesem Montag drehten die Akademiker*innen dem Rektorat zum 61. Mal den Rücken zu. Auch die Studierenden wollen ihre Proteste gegen Bulus Ernennung weiterführen.