Vor dem Istanbuler Justizpalast sind am Freitagmittag rund fünfzig Personen festgenommen worden. Die Gruppe hatte sich vor dem Gerichtsgebäude zu einer Solidaritätskundgebung für 24 Studierende zusammengefunden, die am Vortag bei Protesten an der Boğaziçi-Universität in Gewahrsam genommen worden waren. Die türkische Polizei war gewaltsam gegen die Protestierenden vorgegangen. Anlass für die Festnahmen waren mitgeführte Regenbogenfahnen.
Mit der gestrigen Demonstration hatten die Beteiligten die Freilassung von Mitstudierenden gefordert, die bei den Protesten gegen die Ernennung des Erdogan-Günstlings Melih Bulu zum Rektor der renommierten Istanbuler Hochschule verhaftet worden waren. Für diese Forderung sind die Studierenden in einen Streik getreten und boykottieren seit Montag den Unterricht. Es finden ständig Aktivitäten auf dem Südcampus der Bosporus-Universität statt. Gestern war außerdem gegen ein Disziplinarverfahren protestiert worden, das gegen Studierende eingeleitet wurde.
Unterdessen hat das Landratsamt Kağıthane ein Verbot für Aktivitäten in Gerichtsnähe erteilt. Das Verbot gilt zunächst auf unbestimmte Zeit in einem Umkreis von einem Kilometer des Istanbuler Justizpalastes. Alle Cafés in der Nähe des Gebäudes sind bereits von der Polizei geräumt worden. Derweil ist die richterliche Vernehmung der 24 Studierenden, die am Donnerstag festgenommen wurden, noch immer nicht abgeschlossen.