Berlin: IS-Mann wegen Kriegsverbrechen verhaftet

Der syrische Staatsangehörige Raed E. ist in Berlin als mutmaßliches IS-Mitglied wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen festgenommen worden. Er soll an einem Massaker an einem arabischen Stamm in Ostsyrien beteiligt gewesen sein.

Das Berliner LKA hat am Mittwoch den syrischen Staatsangehörigen Raed E. als mutmaßliches Mitglied der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat (IS)“ wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen festgenommen. Der Mann wurde am selben Tag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete. Der Haftbefehl wurde bereits am 17. März erlassen.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wird dem Beschuldigten im Wesentlichen folgender Sachverhalt zur Last gelegt:

Raed E. schloss sich im Sommer 2014 dem sogenannten IS („Islamischer Staat“) an, indem er sich in die Strukturen der Organisation eingliederte und sich ihrer Befehlsgewalt unterstellte. Im August 2014 beteiligte sich der Beschuldigte an dem Angriff des IS auf den Shu’aytat-Stamm in Deir ez-Zor in Nordostsyrien, bei dem mindestens 700 Stammesangehörige getötet wurden. Im Zusammenhang mit diesem Angriff wird Raed E. vorgeworfen, drei Gefangene, einen davon mehrfach, schwer misshandelt und gefoltert zu haben.

Im Einzelnen wird dem Beschuldigten Folgendes vorgeworfen:

Einen Geschädigten, der auf der Suche nach seinem zuvor durch den IS entführten
13-jährigen Bruder war, ließ der Beschuldigte durch zwei weitere IS-Mitglieder festnehmen und folterte ihn im Anschluss. Zunächst wurde das Opfer mit auf den Rücken gefesselten Händen an der Decke aufgehängt und mehrfach mit Peitschen und Kabeln geschlagen. In verschiedenen Gefängnissen des IS misshandelten ihn der Beschuldigte und andere IS-Mitglieder weiter, darunter auch mit spitzen oder schweren Gegenständen und Stromschlägen.

Der 13-jährige Bruder des Geschädigten wurde während seiner Gefangenschaft auf Anweisung des Beschuldigten ebenfalls an den auf dem Rücken zusammengebundenen Händen an der Decke aufgehangen.

Ein weiteres Opfer wurde während seiner viereinhalb Monate langen Gefangenschaft zweimal durch den Beschuldigten körperlich misshandelt. Dabei wurde der Geschädigte mit einem Seil an den auf dem Rücken gefesselten Händen nach oben an die Decke gezogen, bis nur noch seine Zehenspitzen den Boden berührten. Sodann schlug der Beschuldigte ihm mit einem Wasserschlauch auf die Füße.

Der Beschuldigte nahm zudem für den IS Aufgaben in den Gefängnissen wahr, wickelte die Freikäufe der gefangengenommenen Shu’aytat-Angehörigen ab und war an zwei Straßenkontrollpunkten für die Vereinigung tätig.