Autonomierat Şengal: Jeder Angriff wird beantwortet

In der ezidischen Region Şengal in Südkurdistan spitzt sich die Lage weiter zu. Die irakische Regierung will die Kontrolle über die ezidischen Sicherheitskräfte übernehmen, der Autonomierat Şengal kündigt Widerstand an.

Der Demokratische Autonomierat Şengal (Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê, MXDŞ) ist aufgrund der angespannten Situation in der Region zu einer Sondersitzung zusammengetroffen. Offenbar hat die irakische Regierung am Dienstag gefordert, die autonomen Sicherheitskräfte Asayîşa Êzîdxanê in Şengal innerhalb von zwei Tagen der staatlichen Kontrolle zu übergeben. Nach seiner Sitzung gab der Autonomierat eine Erklärung ab, in der erneut zum Dialog aufgerufen wurde. Gleichzeitig wurde betont, dass die Ezidinnen und Eziden ihre autonomen Strukturen nicht aufgeben und jeder Angriff erwidert wird.

„Bei den bisherigen Gesprächen mit irakischen Vertretern wurde uns zugesichert, dass unsere Forderungen berücksichtigt werden. Jetzt sieht es jedoch danach aus, dass ohne Berücksichtigung unserer Forderungen Entscheidungen getroffen worden sind. Die uns gegebenen Versprechen sind nicht eingehalten worden. Wir betonen ein weiteres Mal, dass wir keinen Krieg, sondern Frieden wollen. Wir sind dafür, alle Probleme über einen Dialog zu lösen. Gleichzeitig teilen wir mit, dass kein Angriff auf uns unbeantwortet bleiben wird“, so der Autonomierat Şengal.

Hesen Hecî führte als Mitglied des Autonomierats aus: „Seit der IS in Şengal besiegt worden ist, finden weitere Komplotte statt. Die Bevölkerung von Şengal ist in der Lage und gewillt, sich selbst zu regieren und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Eine Besatzung von Şengal widerspricht der irakischen Verfassung. Die irakische Regierung sagt den Menschen in Şengal: Wir erkennen euch nicht an und ihr habt keine Rechte in diesem Staat. Wir haben in den vergangenen sechs Jahren Dutzende Gespräche mit irakischen Regierungsvertretern geführt. Alle haben uns verschiedene Zusagen gemacht, aber niemand hat seine Versprechen eingehalten.“

Die irakische Regierung habe am Vortag die Übergabe der ezidischen Sicherheitskräfte gefordert, sagte Heci weiter und verwies auf das im vergangenen Oktober zwischen Bagdad und Hewlêr getroffene Abkommen zur Zukunft von Şengal: „Wir sollen zu Sklaven gemacht werden. Wir appellieren an die irakische Regierung: Die Verfassung gilt für alle irakischen Staatsangehörigen gleichermaßen. Wenn die Regierung mit ihrer Armee anrückt, werden wir darauf reagieren. Wir werden das Unrecht niemals akzeptieren und wir geben unsere Rechte nicht auf. Wenn eine Entscheidung zu Şengal getroffen werden soll, kann das im Dialog erfolgen. Solange der Weg für einen Dialog noch offen ist, sind wir gegen den Krieg. Sollte es trotz unserer Bemühungen zu einem Angriff auf Şengal kommen, werden Bilder entstehen, die niemand sehen will. Das würde allen Seiten schaden.“

Auf der Sitzung wurden für Donnerstag Protestaktionen in Şengal beschlossen. Heci rief Ezidinnen und Eziden weltweit zur Solidarität mit der nach dem IS-Genozid von 2014 in Şengal aufgebauten Selbstverwaltung auf. Auch in Celle in Niedersachsen ist eine Demonstration angekündigt.