Aufruf für Jugenddemonstration in der Schweiz

Aktivistinnen der kurdischen Jugendbewegung rufen zu einer Demonstration für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der Kurdistan-Frage am Samstag in der Schweiz auf.

Langer Marsch von Lausanne nach Genf

Aktivist:innen der Bewegung kämpferischer junger Frauen (TekoJIN) und der kurdischen Jugendbewegung TCŞ haben zur Teilnahme an einem Meşa Dirêj (Langer Marsch) in der Schweiz aufgerufen. Die Aktion beginnt am Samstag, 31. August, in Lausanne und soll am selben Tag mit einem Appell für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage vor dem UN-Sitz in Genf enden.


In einem von Nûçe Ciwan veröffentlichten Video rufen Aktivist:innen die kurdische und internationalistische Jugend zur Teilnahme an der Demonstration auf und machen auf die Isolation von Abdullah Öcalan aufmerksam. In Deutschland findet im September ein fünftägiger Marsch mit derselben Forderung statt. Auftakt ist am 15. September in Bielefeld.

Hintergrund: Seit 2021 kein Lebenszeichen

Abdullah Öcalan, der 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) begründete, gilt als wirkmächtigster politische Gefangene der Gegenwart. Seit er vor mehr als 25 Jahren im Rahmen eines internationalen Komplotts, an dem unter anderem die USA und Israel beteiligt waren, in Kenia entführt und völkerrechtswidrig an die Türkei übergeben wurde, befindet er sich unter Abschottung von seiner Außenwelt im Inselgefängnis Imrali. Den letzten Anwaltsbesuch erhielt der heute 75-Jährige 2019, letztmaliger Familienbesuch kam 2020 zustande. Im März 2021 wurde bedingt durch eine internationale Protestwelle ein Telefongespräch zwischen Öcalan und seinem Bruder ermöglicht, das jedoch nach wenigen Minuten aus unbekannten Gründen unterbrochen worden ist.

Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Öcalan und seinen drei Mitgefangenen Ömer Hayri Konar, Hamili Yıldırım und Veysi Aktaş. Besuchsanträge der Istanbuler Kanzlei Asrin, die die vier Imrali-Gefangenen anwaltlich vertritt, werden von der türkischen Justiz abgelehnt, Auskunftsersuchen bleiben unbeantwortet. Zur juristischen Ummantelung werden alle sechs Monate verlängerte Disziplinarstrafen im Strafvollzug verhängt. Auch internationale Initiativen zur Aufhebung der Isolation auf Imrali werden in Ankara ignoriert.

Das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter (CPT) hat nach einem Besuch im Inselgefängnis Imrali im Jahr 2019 festgestellt, dass die Incommunicado-Haft im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtsstandards steht. Das Verbot von Anwaltsbesuchen verstößt gegen die 2015 aktualisierten Standard-Mindestregeln der Vereinten Nationen (UN) für die Behandlung von Gefangenen (Nelson-Mandela-Regeln), gegen die Empfehlungen des Antifolterkomitees des Europarats (CPT) und gegen das türkische Vollzugsgesetz.