Antifa Enternasyonal Café: Infoabend über zapatistische Gebiete
Im Antifa Enternasyonal Café in Hamburg haben Referentinnen des „colectivo gata-gata“ über die aktuelle Situation in den zapatistischen Gebieten in Mexiko informiert.
Im Antifa Enternasyonal Café in Hamburg haben Referentinnen des „colectivo gata-gata“ über die aktuelle Situation in den zapatistischen Gebieten in Mexiko informiert.
Nach längerer Pause fand am Mittwoch wieder das „Antifa Enternasyonal Café“ unter Pandemie-sicheren Bedingungen im Garten der „Roten Flora“ in Hamburg statt. Unter dem Titel „Autonomía Zapatista – … und wir haben die Umzingelung durchbrochen!“ informierten zwei Mitglieder des „colectivo gata-gata“ über die politische und gesellschaftliche Gegenoffensive der zapatistischen EZLN gegen die ökonomische und militärische Umzingelungspolitik der seit Dezember 2018 amtierenden mexikanischen Regierung unter Andrés Manuel López Obrador (oft als AMLO abgekürzt), sowie über die aktuellen paramilitärischen Angriffe gegen EZLN und andere autonome Pueblos Originarios.
Zu Beginn gab ein kurzer Film der zapatistischen Medienagentur „Tercios Compas“ Eindrücke von der gewaltfreien Ausbreitung der EZLN und ihres Modells der basisdemokratischen Selbstverwaltung auf nunmehr 31 autonome Landkreise (vorher: 27) und 12 Carcoles (vorher: 5) im August 2019. Danach informierten die Aktivistinnen des „colectivo gata-gata” über die Hintergründe dieser Offensive, welche eine Reaktion auf die neoliberale und zentralistische Politik der umwelt- und gesellschaftsfeindlichen Megaprojekte durch die neue mexikanische Regierung ist. Diese verfolge das Ziel, die Gesellschaft zu spalten und autonomen Widerstand durch die Verbreitung individualistischer Eigentumsformen zu brechen. Gleichzeitig finden eine Umzingelung und Angriffe durch staatliche Sicherheitskräfte und mit dem Staat verbündeten Paramilitärs statt. Gemäß dem zapatistischen Grundsatz, auf Angriffe stets mit einer Offensive zu reagieren, habe daraufhin die Bewegung ihre Gebiete ausgeweitet und ihr Bündnis mit anderen Pueblos Originarios, die ihre Autonomie aufbauen, weiter gestärkt.
Zu diesem Modell der Selbstregierung nach dem „Asamblea“-Prinzip, den basisdemokratischen Rätestrukturen, den Grundsätzen des „gehorchenden Regierens“ und verschiedenen weiteren Aspekten der zapatistischen Autonomie zu Gesundheit, Bildung, Medien und Ökonomie gaben die Freundinnen des „colectivo gata-gata“ den Anwesenden einen einführenden Überblick.
Ein weiterer Film über das „1. internationalen Treffen der Frauen, die kämpfen“ um den 8. März 2018 in Chiapas thematisierte die autonome Selbstorganisierung der Frauen und die internationale Vernetzung der zapatistischen Bewegung. Es wurde deutlich, welche Erfolge der zapatistischen Frauenbewegung bereits gelungen sind bei der Ächtung von Drogen- und Alkoholkonsum, der Verfolgung patriarchaler Gewalt und der Bildung von gemeinschaftlichen Solidaritätsstrukturen. Besonders das Bündnis mit dem Frauendachverband „Kongreya Star“ aus Rojava seit 2015 zeige die Vernetzung mit anderen kämpfenden Frauenbewegungen in der Welt.
Die Referentinnen informierten weiter darüber, wie zapatistische und andere autonome Gemeinden derzeit massiv von Paramilitärs angegriffen werden. Als Botschaft an die Bewegungen in Chiapas verlasen die Freundinnen des „colectivo gata-gata“ eine Solidaritätserklärung und die Teilnehmenden der Veranstaltung versammelten sich für ein Soli-Foto und verdeutlichten so die globale Verbundenheit der Kämpfe gegen die kapitalistische Moderne und für eine freie und demokratische Gesellschaft. Hier und in der anschließenden Diskussion zeigten sich viele überregional verbindende Perspektiven des Kampfes gegen patriarchale Gewalt, kapitalistische Ausbeutung und Angriffe des zentralistischen Nationalstaates.
colectivo gata-gata
Das „colectivo gata-gata“ organisiert als internationalistisches Kollektiv einmal im Jahr für jeweils zehn bis 15 Personen aus dem deutschsprachigen Raum einen dreiwöchigen Studien-Praxis-Aufenthalt im zapatistischen Sprachzentrum CELMRAZ im Caracol Oventik in Chiapas. Ziel ist der gemeinsame Austausch von Internationalist*innen und Zapatistas und der Aufbau eines konkreten Internationalismus. Außerdem soll eine zapatistische Struktur im autonomen Bildungsbereich, das Centro de Español y Lenguas Mayas Rebelde Autónomo Zapatista (CELMRAZ), direkt unterstützt werden.
Die Kontaktaufnahme ist über http://balumil.blackblogs.org möglich.
Antifa Enternasyonal Café
Das Antifa Enternasyonal Café ist ein Ort der Vernetzung und des Kennenlernens, vor allem für Jugendliche. Das Café ist vor ein paar Jahren zusammen mit der kurdischen Jugendbewegung in Hamburg entstanden und hat sich in Anlehnung an die kurdische Bewegung Selbstorganisierung, Ökologie und Geschlechterbefreiung zur Grundlage gemacht. Das Café hält eine enge solidarische Verbindung mit der kurdischen Bewegung und stellt eine Plattform für weltweite emanzipatorische Kämpfe und trägt aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse hierzu in die Öffentlichkeit. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite oder über Twitter.