In Mexiko eskaliert der „Krieg niederer Intensität"
Gegen die basisdemokratisch organisierten Dörfer in Chiapas/Mexiko häufen sich die Angriffe paramilitärischer Gruppen. Es handelt sich um die schärfsten Angriffe seit 1997.
Gegen die basisdemokratisch organisierten Dörfer in Chiapas/Mexiko häufen sich die Angriffe paramilitärischer Gruppen. Es handelt sich um die schärfsten Angriffe seit 1997.
Seit Anfang August 2020 häufen sich die Angriffe paramilitärischer und de facto paramilitärischer Gruppen gegen Dörfer in Chiapas/Mexiko. Diese Dörfer sind entweder Teil des CNI (Congreso Nacional Indigena, einem Zusammenschluss fast aller indigenen Ethnien Mexikos. Sie sind – wie die Zapatistas – basisdemokratisch organisiert und kämpfen gegen Megaprojekte und um ihr Land) oder gehören zu den zapatistischen Unterstützungsbasen und dem EZLN (Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional).
Es werden Menschen entführt, verletzt, getötet und vertrieben, Häuser verbrannt, Kaffee- und Vorratslager geplündert. Laut solidarischen und betroffenen Strukturen vor Ort und Kennern der Region handelt es sich um die schärfsten Angriffe seit 1997.
In den letzten Monaten sind sieben neue Gruppen von Paramilitärs (wieder) aufgetaucht. Die Angriffe richten sich gegen EZLN und Congreso Nacional Indígena (CNI), gegen die Dörfer, die ihre Autonomie aufbauen.
Im August 2019 haben die Zapatistas (EZLN) sieben neue Caracoles, Orte der autonomen Selbstregierung, geschaffen. Insgesamt gibt es jetzt 12 Caracoles und 43 „Autonome Zentren des Widerstands und der zapatistischen Rebellion“ (CRAREZ). Das war die Antwort der Zapatistas auf die politisch-militärische Einkreisung durch Armee und mexikanischer Regierung unter dem jetzigen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador.
Bei den Angriffen der Paramilitärs oder paramilitärisch organisierten bewaffneten Gruppen geht es vordergründig um Landkonflikte: Der Effekt ist jedoch eine terrorisierte Bevölkerung, Verletzte, Ermordete und versuchter Landraub in Gegenden, wo die zapatistische Unterstützungsbasis in ihren Gemeinden lebt. Es geht bei den Angriffen darum, den Aufbau der Autonomie der Dörfer, die im EZLN und/oder CNI organisiert sind, zu blockieren und zu zerstören.
13.8. – 20.8. 2020 – Gebiet: Altos de Chiapas: Verschärfung im offiziellen Landkreis von Aldama (Autonomer Zapatistischer Landkreis Magdalena de la Paz, zugehörig zum Caracol von Oventik): Ohne Unterlass werden über 10 Dörfer beschossen, Hunderte müssen fliehen, um Schutz zu suchen. Die Akteure sind paramilitärische Gruppen aus Santa Martha de Chenalhó, wie die Las Abejas de Acteal sagen: „… steht dort die Wiege der Paramilitärs, die 1997 das Massaker von Acteal verübten.“
18.8.2020 – Gebiet: Selva Tseltal: Gemeinde Nuevo Jerusalén im offiziellen Landkreis Ocosing (Autonomer Zapatistischer Landkreis Moises Gandhi, zugehörig zum Caracol Zapatista von La Garrucha; angekündigt wurde vom EZLN im August 2019, genau dort ein neues Caracol zu schaffen): Angriff auf CNI-Mitglieder; es gibt Schussverletzte, auch hier ist es die paramilitärische ORCAO, die angreift und Land rauben will.
19.8.2020 – Gebiet: Altos de Chiapas: Es zeigen sich die Paramilitares von Santa Martha de Chenalhó zum ersten mal öffentlich – via facebook – und demonstrieren ihre Waffen und geben eine Erklärung ab.
22.8.2020 – Gebiet: Selva Tseltal: offizieller Landkreis Ocosingo (Autonomer Zapatistischer Landkreis Lucio Cabañas, zugehörig zum neue zapatistischen Caracol von Nueva Patria): Angriff auf Kaffeelager der zapatistischen Unterstützungsbasis an der Kreuzung Cuxuljá (Plünderung und in Brand setzen) – durch die ORCAO (Regionale Organisation der Kaffeeanbauer Ocosingos).
Akteure: Die ORCAO – früher mit den Zapatistas verbündet, heute Anti-Zapatistas, von der Regierung gekauft – versucht seit Jahren den Zapatistas 1994 besetztes Land – im Autonomen Zapatistischen Landkreis Moises Gandhi – bewaffnet zu rauben.
25.8. – 29.8.2020 – Gebiet: Norden von Chiapas: Autonomes Ejido von Tila (im Gebiet liegt das angekündigte neue zapatistische Caracol im Ejido Jolj’a): Das Ejido Tila hat seit über vier Jahren seine Autonomie erklärt und die offizielle Regierung rausgeworfen. Sie haben jetzt eine autonome Selbstregierung und sind Mitglieder des CNI. Seit dem 25. August 2020 eskaliert dort die Situation, es wurde der Eingang zum Ejido zerstört und besetzt, die Guardia nacional befindet sich in der Nähe. Die autonome Bevölkerung ist im Alarmzustand. Der offiziell eingesetzte Bürgermeister wird von den Ejidarios als „paramilitärisch“ benannt. Akteure sind die paramilitärische Gruppe Paz y Justicia, die bekannt für ihren Terror und viele Morde in den 90er Jahren in Chiapas ist.
Der Congreso Nacional Indígena (CNI) – Indigener Regierungsrat (CIG) und die „Netzwerke der Rebellion und des Widerstands“ in Mexiko rufen zu weltweiten Mobilisierungen und Solidaritätstaktionen auf.
Netzwerk YA BASTA ruft zur Solidarität auf
Das Netzwerk YA BASTA verurteilt aufs Schärfste die Angriffe von paramilitärischen Gruppen der ORCAO (Organisation der Regionalen Kaffeeanbauer in Ocosingo) gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen und ihre autonomen Strukturen. Das Netzwerk für Solidarität und Rebellion verurteilt die permanenten Attacken der paramilitärischen Gruppen von Santa Martha de Chenalhó, in den Altos de Chiapas, gegen die Bevölkerung der Dörfer im Landkreis Aldama, in den Altos de Chiapas und fordert einen Stopp des Krieges gegen die Pueblos Zapatistas und die anderen Pueblos originarios!