Ankara wittert Verschwörung hinter Botschaftsschließungen

Die Türkei hat mehrere Diplomaten aus europäischen Ländern einbestellt – als Reaktion auf die Schließung von Konsulaten wegen Sicherheitsbedenken. Der türkische Innenminister wittert eine Verschwörung.

Die Türkei hat sich empört über die Schließung europäischer Konsulate in Istanbul und Ankara gezeigt und als Reaktion mehrere Botschafter einbestellt. Gesandte sowie andere hochrangige Vertreter:innen aus neun Ländern seien einbestellt worden, um ihre Entscheidung zur Schließung der Konsulate zu erklären, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen. Demnach handelt es sich um Vertreter:innen Deutschlands, Belgiens, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Schwedens, der Schweiz und der USA.

Deutschland, die USA und mehrere andere europäische Länder hatten ihre Staatsbürger vergangene Woche vor einem erhöhten Anschlagsrisiko in der Türkei gewarnt und zu Beginn der Woche einen Teil ihrer Vertretungen geschlossen. Hintergrund der Warnungen sind zunehmende Spannungen mit der Führung in Ankara, etwa im Zusammenhang mit Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark. Unter anderem sind das deutsche, das französische, das schweizerische und das britische Generalkonsulat in Istanbul betroffen. Die Schweizer Botschaft in Ankara hatte ebenfalls am Mittwoch ihre Türen geschlossen, die deutsche Botschaft in Ankara schloss am Donnerstag ihre Pforten.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu verurteilte die Konsulatsschließungen. In einer Rede machte er deutlich, dass er statt einem wahren Anschlagsrisiko eine ausländische Verschwörung hinter dem Vorgang vermute. Im Fernsehsender NTV sprach er von einem Versuch, sich in den Wahlkampf in der Türkei einzumischen, wo am 14. Mai Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. „Sie führen einen psychologischen Krieg gegen die Türkei“, sagte Soylu. „Sie versuchen, die Türkei zu destabilisieren, indem sie die Tourismusbranche ruinieren.“ Die Schließungen seien exakt an dem Tag erfolgt, als die türkische Regierung ihr Ziel formuliert habe, 60 Millionen Urlauber für das Land zu gewinnen.