Aktionswoche für die Freiheit von Abdullah Öcalan in Hannover
In Hannover haben die ganze Woche über Veranstaltungen zur Aktionswoche „Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“ stattgefunden.
In Hannover haben die ganze Woche über Veranstaltungen zur Aktionswoche „Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“ stattgefunden.
In der Aktionswoche „Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“ vom 15. bis 22. Juni haben in Hannover mehrere Veranstaltungen stattgefunden. Mit den im Rahmen der Kampagne für die Freilassung von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage initiierten Aktionstagen werden seit vergangenem Samstag weltweit die Ideen des kurdischen Vordenkers verbreitet und Zeichen gegen seine Isolation auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali gesetzt. In Hannover wurden Vorträge gehalten, Diskussionen geführt und öffentliche Lesungen veranstaltet, außerdem gab es eine kreative Aktion.
Kritisches Hinterfragen des Nationalstaatmodells am Beispiel Kurdistan
Am Montag wurde auf einer Veranstaltung im 14. Stock des Conti-Hochhauses ein Vortrag zum Thema „Lösungsvorschlag der Nationalismusfrage am Beispiel Kurdistans – Kritisches Hinterfragen des Nationalstaates" gehalten. Die Veranstaltung zog 30 Interessierte an, die sich gemeinsam den drängenden Fragen rund um Nationalstaaten und Nationalismus widmeten.
Der Vortrag begann mit einer Analyse der aktuellen Krise der Nationalstaaten und dem erstarkenden Nationalismus, der weltweit für besorgniserregende Entwicklungen sorgt. Die Referenten führten aus, wie diese Krise zu faschistischen Regierungen und globalen Konflikten beiträgt. Besonders im Nahen Osten bestehe ein großes Potential für eine demokratische Alternative zu den kapitalistischen Nationalstaaten.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Beispiel Kurdistan und insbesondere die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien / Rojava. Die Referenten erläuterten, wie in dieser Region versucht wird, ein alternatives Gesellschaftsmodell zu etablieren, das auf demokratischen Prinzipien und gemeinschaftlicher Selbstverwaltung basiert. Der Ideengeber dieses Projekts ist Abdullah Öcalan, der mit seinen Vorstellungen von einer demokratischen Moderne und den Konzepten „Demokratische Nation“ und „Demokratischer Konföderalismus“ die Grundlagen für direkte Demokratie, Frauenbefreiung und Ökologie vorlegte. Dieses Modell wird als Gegenentwurf zum Nationalstaat präsentiert und soll aufzeigen, wie eine friedliche und gerechte Gesellschaft aussehen kann.
Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Meinung einzubringen. Die Diskussion war lebhaft und zeigte das große Interesse und die unterschiedlichen Perspektiven der Anwesenden. Themen wie die praktische Umsetzung der Selbstverwaltung, die Herausforderungen in Krisengebieten und die Rolle der internationalen Staatengemeinschaft wurden intensiv diskutiert. Auch die Isolation vom Vordenker Abdullah Öcalan wurde beleuchtet.
Die Veranstaltung bot einen tiefen Einblick in die Problematik der kapitalistischen Moderne und mögliche Lösungsansätze am Beispiel Kurdistans. Die Teilnehmenden setzten sich kritisch mit dem Konzept des Nationalstaates auseinander und diskutierten über alternative Modelle. Trotz der teilweise kontroversen Diskussion herrschte eine konstruktive Atmosphäre, die zum Nachdenken und Weiterdenken anregte.
Öffentliche Lesung der internationalistischen Jugendkommune
Am Dienstagnachmittag veranstaltete die Internationalistische Jugendkommune eine öffentliche Lesung aus Büchern von Abdullah Öcalan. Parallel wurde Informationsmaterial angeboten. Vorgelesen wurde auch ein Auszug aus einer Botschaft „an alle Jugendlichen, deren Herzen im Takt der Freiheit schlagen", die 2015 von Abdullah Öcalan im Gefängnis für eine Jugendkonferenz in Europa verfasst wurde.
Infoveranstaltung zu Halim Dener: Kämpfe verbinden!
Am Dienstag fand außerdem eine Infoveranstaltung zu Halim Dener statt, auf der antikurdischer Rassismus und staatliche Repression thematisiert wurden. Halim Dener wurde vor 30 Jahren in Hannover von einem Polizisten erschossen. Seine Geschichte ist ein tragisches Beispiel für die Gewalt, die Menschen aufgrund von antikurdischem Rassismus und politischer Repression erfahren. Der Vortrag erinnerte an das Schicksal von Halim Dener, der gefoltert, geflüchtet, verboten und letztendlich erschossen wurde. Die Redner:innen betonten, dass Halim Deners Erbe weiterlebt. Seit zehn Jahren setzt sich eine Kampagne für ein würdevolles Gedenken, öffentliche Aufklärungsarbeit, Gerechtigkeit und Solidarität ein. Die Veranstaltung hob die erzielten Erfolge hervor und betonte die Notwendigkeit des fortgesetzten Engagements: „Antikurdischer Rassismus und andere Formen von Rassismus sowie staatliche Repressionen bestehen weiterhin, und es liegt an uns, dagegen anzugehen.“
Unter dem Motto „Kämpfe verbinden“ wurde zur Solidarität, gegenseitigen Unterstützung und gemeinsamen Handeln aufgerufen. Die Redner:innen forderten die Teilnehmer:innen auf, voneinander zu lernen, gemeinsam zu kämpfen und zusammen eine gerechtere Zukunft zu gestalten.
Gedanken lassen sich nicht einsperren oder verbieten
Am Mittwoch und Donnerstag hielten Aktivist:innen von „Gemeinsam Kämpfen – Organisierung für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“ eine Lesung hinter den Stäben einer nachgebauten Gefängniszelle ab und bewiesen damit, dass Ideen sich nicht einsperren lassen:
„Heute lesen wir etwas aus den Schriften Abdullah Öcalans vor, dem revolutionären Vordenker aus Kurdistan, denn seine Gedanken sollen isoliert werden. Er selbst wird seit über 25 Jahren in Isolationshaft festgehalten, mundtot gemacht und gefoltert. Auch seine Gedanken und Forderungen werden zunehmend kriminalisiert. Das wollen wir nicht hinnehmen, denn auf der Suche nach einer gesellschaftlichen Lösung für alle unterdrückten Völker sind die Ansätze von Abdullah Öcalan sehr bewegend und ganzheitlich!“
Auf der anderen Seite der Gitterstäbe lagen Decken, auf denen Interessierte Platz nehmen und sich austauschen konnten.
Women Defend Rojava gestaltet Backsteinmauer
Aktivistinnen der Kampagne „Women Defend Rojava“ lasen am Freitag den neuen Gesellschaftsvertrag aus der Autonomieregion Nordostsyrien und gestalteten im Anschluss eine Backsteinmauer mit Zitaten von Frauen, die 2019 für die Freiheit von Abdullah Öcalan im Hungerstreik waren. Der letzte Anwaltsbesuch bei Öcalan im Jahr 2019 wurde mit einem Massenhungerstreik von Aktivist:innen und politischen Gefangenen durchgesetzt.
Die Zitate auf der Backsteinmauer stehen stellvertretend für die Verbindung und Bedeutung zwischen Abdullah Öcalan und Frauen. „Auch wir als Internationalistinnen sind uns seiner Bedeutung für uns Frauen bewusst!“, sagte eine Aktivistin. „Auch wir als Women Defend Rojava Hannover fordern die sofortige Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage.“