In Leipzig wurde am Donnerstagabend die Kampagne „Kämpfe verbinden! – In Gedenken an Halim Dener“ vorgestellt. Eingeladen hatten die Leipziger Gruppen von Defend Kurdistan, Woman Defend Rojava und die Stadtteilinitiative „Eisi für Alle“. Getreu dem Motto „Kämpfe verbinden“ wurde das Schicksal vom Halim Dener aus verschiedenen Blickwinkel beleuchtet.
Der damals 16-jährige Kurde war 1993 aus Bakur (Nordkurdistan) nach Hannover geflohen, nachdem er türkischer Folter ausgesetzt und von der „Politik der verbrannten Erde“ betroffen war. In den frühen 1990er Jahren eskalierte die Türkei den Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im eigenen Land. Über 4.000 Dörfer wurden zerstört oder verbrannt, Brunnen vergiftet, es kamen über 5.000 Menschen ums Leben und Zehntausende wurden vertrieben. Dabei kamen auch Panzer deutscher Herkunft zum Einsatz. Deutsche Waffen, die weltweit und in Kurdistan morden – eine Kontinuität, welche bis heute anhält.
In Deutschland angekommen, setzte sich Halim Dener für die kurdische Freiheitsbewegung ein und wurde nach nur wenigen Monaten mit der starken Repression und der rassistischen Realität in der Bundesrepublik Deutschland konfrontiert.
Durch den „Asylkompromiss“ 1993, welcher die Chance und das Recht auf Asyl durch die „Drittstaaten-Regelung“ weitreichend einschränkte, sowie eine medial aufgebauschte Hetzkampagne gegen Kurd:innen, verschlechterte sich die Lage für Geflüchtete und Kurd:innen sehr. Mit dem im November 1993 ausgesprochenen PKK-Betätigungsverbot, welches die rechtliche Grundlage für stärkere Repressionen schuf, wurde die Bedrohungslage für Kurd:innen noch reeller.
Für Halim Dener endete die Nacht des 30. Juni tödlich, als er gemeinsam mit anderen kurdischen Jugendlichen Poster mit dem Emblem der ERNK, des damaligen politischen Arms der PKK, plakatierte und dabei von einem zivilen SEK-Beamten erschossen wurde.
Wieso es zudem Schuss kam, wurde nie aufgeklärt. Die Polizisten wurden nicht belangt. Auch dies stellt keinen Einzelfall dar, seit 1990 wurden in der BRD mindestens 269 Menschen durch die Polizei getötet. Aufklärung passiert selten bis nie.
Dabei ist es kein Zufall, dass polizeiliche Schikane, im dramatischsten Fall mit tödlichen Folgen, häufiger in migrantischen Stadtteilen vorkommt. Plätze, Straßen und Kieze werden systematischer kontrolliert, polizeiliche Präsenz normalisiert und herabwürdigende Gewalt normalisiert. Dies passiert in Hannover am Steintor genauso wie an der Eisenbahnstraße in Leipzig.
Der Vortrag am Donnerstagabend endete in einer längeren Gesprächsrunde zwischen den Aktivist:innen, Anwohner:innen und interessierten Besucher:innen. Hierbei wurde auf die Notwendigkeit des Aufbaues eigener Strukturen hingewiesen, sei es um einander vor rassistischen Übergriffen zu schützen oder um Probleme im Kiez fernab der Polizei zu lösen. Auch wurde festgehalten, wie wichtig ein gemeinsamer Austausch zwischen verschiedenen Kämpfen ist. Dieser wurde anschließend bei einem gemeinsamen Abendessen weiter gesucht.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde seitens Defend Kurdistan dazu aufgerufen, sich der Kampagne sowie der Konferenz am 29. Juni und der bundesweiten Demonstration am 6. Juli in Hannover anzuschließen.
Hierzu wird es aus Leipzig und Halle eine gemeinsame Busanfahrt geben, zu der sich bei Defend Kurdistan Leipzig per Mail oder Instagram angemeldet werden kann. Abfahrt ist um 8.30 Uhr in Leipzig und um 9.00 Uhr in Halle. (Ort wird bekannt gegeben)
Für alle Interessierten, die es nicht zu der Veranstaltung geschafft haben, gibt es am Sonntag die erneute Möglichkeit, in Halle den Vortrag zur Kampagne zu hören. Defend Kurdistan Halle lädt beim Falle-Straßenfest ab 18.00 Uhr ein.