Adil Demirci bleibt in Haft

Der Kölner Sozialwissenschaftler und Journalist Adil Demirci bleibt in Haft. Das entschied gestern ein Istanbuler Gericht. In Deutschland fanden Solidaritätsaktionen statt.

Seit April sitzt der Kölner Sozialwissenschaftler und Journalist Adil Demirci in türkischer Haft. Gestern begann der Prozess des Kölners im Rahmen eines Sammelverfahrens. 22 weitere Angeklagte wurden vor Gericht geführt.

Der Prozess wurde von Bundestagsabgeordneten, Journalisten und Arbeitgebervertretungen aus Deutschland beobachtet. Zum ersten Mal nach sieben Monaten hatte Adil Demirci die Gelegenheit, Stellung zu seiner Anklage zu beziehen und sich zu verteidigen. Er stritt die Vorwürfe, die ihm gemacht werden, allesamt ab. Er habe lediglich an Beerdigungen teilgenommen, was damals wie heute nicht verboten ist. „Ich stehe dafür, dass ich an Beerdigungen von Menschen teilgenommen habe, die in Rojava ihr Leben verloren haben, und aufgrund meiner journalistischen Tätigkeit vor Gericht. Ich erwarte, dass diese Ungerechtigkeit ein Ende findet und ich frei gelassen werde“, erklärte Demirci.

Seine Rechtsanwälte forderten seine Freilassung. Die Staatsanwaltschaft hingegen forderte die weitere Inhaftierung Demircis. Die Entscheidung des Gerichts wurde am Abend bekannt gegeben. Der Haftbefehl gegen sechs Angeklagte wurde aufgehoben, Adil Demirci muss in Haft bleiben. Die Verhandlung wurde auf den 14. Februar vertagt.

Geburtstag im Gefängnis

Wie der Solidaritätskreis „Freiheit für Adil Demirci“ erklärt, wird das weitere juristische Vorgehen noch mit den Rechtsanwälten vor Ort abgestimmt: „Die Familie Adil Demircis, seine Freund*innen, Kolleg*innen und Unterstützer*innen sind erschüttert und bedauern dieses ungerechtfertigte Urteil. Groß war die Hoffnung, dass Adil Demirci wieder nach Hause, nach Köln, ausreisen darf.“

Adil Demirci hat heute Geburtstag. „Das schönste Geschenk in diesem Jahr wäre es, wenn ich meine Freiheit wieder erlangen würde“, schrieb er zuvor in einem seiner Briefe. Seinen 33. Geburtstag verbringt er im Hochsicherheitsgefängnis Silivri.

Solidaritätsaktionen in Deutschland

Im Vorfeld der gestrigen Hauptverhandlungen fanden in Ulm, Frankfurt, Mannheim und Duisburg Solidaritätsaktionen für den Kölner Adil Demirci statt.