Nach einem rassistischen Polizeiangriff auf zwei Jugendliche am vergangenen Wochenende in Hamburg ist heute vor der Davidwache auf St. Pauli protestiert worden. Am 10. April hatte an der Hamburger Hafenstraße eine Kundgebung gegen Polizeigewalt stattgefunden. Der 15-jährige Asad hatte das Mikrofon ergriffen und seine eigenen Erfahrungen als Schwarzer Jugendlicher mit rassistischer Polizeigewalt in der sogenannten „Gefahrenzone“ und um die Hafenstraße auf St. Pauli geschildert. „Während meiner Rede trug ich ein T-Shirt, auf dem George Floyds Satz ‚I can’t breathe‘ stand und hinten ACAB. Für mich bedeutet das: All colours are beautiful. Nach der Rede habe ich mich umgedreht und zur Polizei gesagt: ‚Das ist meine Message an euch‘ und: ‚No justice no peace, fuck the police‘. Einer der Polizisten fühlte sich extrem angegriffen und hat mich extrem wütend angesehen“, schildert Asad den Vorfall in einem sehr eindrücklichen Video der Black Community Coalition.
Asad und sein sechzehnjähriger Bruder Musa wurden nach der Kundgebung auf der Reeperbahn von zwei Mannschaftswagen gestoppt. Musa wurde von Polizeikräften brutal misshandelt. Er wurde fälschlicherweise der „Beleidigung von Staatsbeamten“ bezichtigt und mit schonungsloser Härte derart verletzt, dass er eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste. Asad wurde in die berüchtigte Davidwache gebracht, ohne dass er seine Mutter informieren konnte oder ihm seine Rechte als Minderjährigem erklärt wurden.
Angesichts dieses rassistischen Exzesses hatte die Black Community Coalition for Justice & Self-Defense zu einer Kundgebung vor der Davidwache aufgerufen. „Wir verurteilen diesen wiederholten Akt von rassistischer Gewalt und Machtmissbrauch gegen unsere Kinder und Jugendlichen. Wir fordern Rechenschaft und Konsequenzen gegen die Verantwortlichen für die unverantwortliche und unentschuldbare Gewalt, die im absoluten Widerspruch zu den spezifischen Gesetzen und Vorschriften zum ausdrücklichen Schutz von Kindern vor - auch staatlicher - Gewalt und den damit verbundenen Traumata steht“, hieß es in dem Aufruf.
Dem Aufruf waren heute vor allem viele Jugendliche gefolgt, mehrere hundert Personen hatten sich vor der Davidwache versammelt. Redner*innen erklärten, dass Rassismus in Hamburg strukturell ist. Sie forderten die Anwesenden auf, nicht zu ruhen, bis dieses System beendet wird. Unter ihnen waren Mitglieder der Black Community, der Großvater eines Betroffenen, eine Bekannte der Mutter und Sista Oloruntoyin sowie die Rapperin Asmara. Insbesondere wurde die Tatsache, dass so junge Menschen von der Polizei derart brutal behandelt wurden, als unerträglich bewertet.
Besonders beeindruckend war, dass beide Jungen am Ende der Kundgebung selbst das Wort ergriffen. Musa sagte, im Krankenhaus, wo er die Nacht verbringen musste, habe er sich sehr allein gefühlt und es sei schön, dass so viele gekommen seien. Asad hatte einen Rap-Song aufgenommen, der seine Erfahrung beschreibt. Dieser wurde unter großem Applaus abgespielt.