Seit dem Wochenende bombardiert die Türkei die Gebiete der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES). Die AANES-Vertretung in Deutschland warnt vor dem Erstarken der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) und ruft die Bundesregierung zur Verantwortung.
Zum aktuellen Stand der grenzüberschreitenden Militäroperation der Türkei teilt die AANES-Vertretung mit: „Mindestens 25 Menschen sind durch die Angriffe bereits ums Leben gekommen. Alleine am Dienstag wurden 45 Orte angegriffen, darunter Krankenhäuser, Schulen und Ölfelder. Darüber hinaus zielen die Angriffe der Türkei immer öfter auf Infrastruktur, die dem Kampf gegen den IS dient. So wurde am Dienstag das Dorf Al-Makman in der Region Deir ez-Zor angegriffen. Dort gibt es viele IS-Schläferzellen und gemeinsame Antiterroroperationen der SDF [Demokratische Kräfte Syriens, QSD] mit der internationalen Anti-IS-Koalition. Hinzu kommt ein Drohnenangriff auf einen Stützpunkt der von der USA angeführten Anti-IS-Koalition in Hesekê, bei dem zwei Kämpfer der Antiterroreinheiten ums Leben kamen. Heute, am 23. November, wurde zudem die Gegend um das Jerkin-Gefängnis in Qamishlo angegriffen, in dem viele IS-Kämpfer gefangenhalten werden.“
Khaled Davrisch, der Vertreter der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Deutschland, betont: „Die türkischen Bomben auf Nordostsyrien sind ein Zeichen der Hoffnung für den IS. Direkte Angriffe auf die internationale Anti-IS-Koalition und IS-Gefängnisse können nur als türkische Unterstützung für eine Wiederauferstehung des IS interpretiert werden.“
Laut der Deutschland-Vertretung der AANES sind in Nord- und Ostsyrien mehr als 12.000 IS-Mitglieder interniert, dazu kommen Zehntausende Familienangehörige. Unter ihnen sind auch mehrere tausend, die keine syrische Staatsbürgerschaft besitzen. In der Vergangenheit fanden einzelne Rückholaktionen durch die Bundesrepublik Deutschland und andere Staaten statt, die sich jedoch auf Frauen und Kinder konzentrierten.
„Innenministerin Faeser hat von einem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus gesprochen. Leider meint sie damit die Türkei. Wir laden die Bundesrepublik dazu ein, sich wieder am gemeinsamen Kampf gegen den IS zu beteiligen. Holt die deutschen IS-Kämpfer zurück und stoppt die IS-Unterstützung der Türkei!“, so Khaled Davrisch im Kontext des Staatsbesuchs von Bundesinnenministerin Nancy Faeser in der Türkei diese Woche.