563 Studierende wegen Protesten gegen Rektor festgenommen

Seit Beginn der Proteste gegen die Einsetzung des Erdoğan-Günstlings Melih Bulu als Rektor der Boğaziçi-Universität in Istanbul wurden mindestens 563 Studierende festgenommen.

Seit dem 4. Januar halten die Proteste gegen die Einsetzung des AKP-Politikers Melih Bulu als Rektor der Boğaziçi-Universität in Istanbul an. Bulu war in vollständiger Übergehung der akademischen Autonomie direkt von Präsident Erdoğan als Rektor eingesetzt worden. Daher bezeichnen Studierende und Lehrende an der Universität den Direktor in Anlehnung an die Absetzung Dutzender Bürgermeisterinnen und Bürgermeister durch das Regime als „Zwangsverwalter“. Die Bilanz der bisherigen Proteste wirft ein deutliches Licht auf die Repression. Seit Beginn der Proteste wurden mindestens 563 Studierende festgenommen, zehn inhaftiert und 24 in Hausarrest genommen. In aggressiven und schrillen Tönen verbreitet das Regime Hasspropaganda gegen die Studierenden. Sie werden von der Regierungsbank als „Perverse“ und „Terroristen“ stigmatisiert und entsprechend mit Razzien und Übergriffen überzogen.

Ein neues Gezi ist ihr Albtraum“

Einer der Protestierenden ist Anıl Bayraktar. Der Student an der technischen Universität Yıldız wurde mit einer Ausreisesperre wegen seiner Teilnahmen den Protesten belegt. Er erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya: „Das Bezeichnende an der Situation an der Boğaziçi-Universität ist, dass uniformierte Polizisten auf dem Universitätsgelände präsent sind und der Eingang der Universität mit Handschellen verschlossen wurde.“ Dies zeige den Zustand des Regimes. Zur Situation im Land führt Bayraktar aus: „Die ehemaligen Ko-Vorsitzenden der HDP werden rechtswidrig im Gefängnis festgehalten. Die AKP hat Angst davor, dass sich Millionen Menschen erheben. Ein neues Gezi wäre ihr Albtraum.“