Etwa 25.000 Menschen haben am Samstag in München anlässlich der Internationalen Automobilausstellung (IAA) mit einer Großdemonstration gegen die Klimazerstörung der Autoindustrie protestiert. An der breiten Bündnisdemonstration unter dem Motto „#Aussteigen – Mobilitätswende jetzt!“ beteiligten sich neben „Sand im Getriebe“ auch zahlreiche Umweltverbände, zivilgesellschaftliche Organisationen, Ende Gelände und das Bündnis SmashIAA. Auf einer vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) ausgerichteten Sternfahrt radelten Zehntausende zur Theresienwiese für eine große Abschlusskundgebung.
Gesellschaftlicher Rückhalt „gigantisch“
Sand im Getriebe zieht eine positive Resonanz: „Als Teil eines breiten Bündnisses demonstrieren wir heute, dass die Forderung nach einer radikalen Verkehrswende einen gigantischen gesellschaftlichen Rückhalt hat. Die Autoindustrie verheizt wissentlich seit Jahrzehnten unser Klima. Wir brauchen nicht immer mehr Autos. Was wir stattdessen brauchen, sind kollektive Formen der Mobilität, ein ticketfreier und gut ausgebauter ÖPNV, vor allem auf dem Land, und ein Umbau der Autoindustrie, gemeinsam mit den Beschäftigten“, erklärte Sprecherin Lou Winters zu der Demonstration.
Pfefferspray und Schlagstöcke gegen Klimaschützer:innen
Die Proteste verliefen überwiegend friedlich, beim Protestmarsch kam es jedoch zu mehreren Stopps und Polizeiübergriffen. Die Beamt:innen nahmen überwiegend den antikapitalistischen Block ins Visier. Auch während einer spontanen Baumbesetzung entlang der Route ging die Polizei gewaltsam vor und setzte Pfefferspray und Schlagstöcke gegen dutzende Teilnehmende ein. Auch Medienschaffende sind von den Einsatzkräften gezielt mit Pfefferspray angegriffen worden. Wie viele Personen verletzt worden sind, war zunächst unklar. Liv Roth, die Sprecherin von „...ums Ganze!“, das sich an den Protesten von Sand im Getriebe beteiligt, erklärte dazu: „Die Polizei hat heute erneut ihre enorme Gewaltbereitschaft unter Beweis gestellt. Das ist genau die gleiche Polizei, die vor kurzem mit dem Polizeiaufgabengesetz die größte Erweiterung ihrer Befugnisse seit dem zweiten Weltkrieg erhalten hat. Die mutige Klimagerechtigkeitsbewegung, die sich für eine radikale Verkehrswende und ein Ende des klimazerstörerischen Autokapitalismus einsetzt, wird mit diesen Befugnissen hier gezielt bekämpft.“
Ziviler Ungehorsam am Freitag
Sand im Getriebe hat bereits am Freitag mit einer Massenaktion zivilen Ungehorsams den Ablauf der IAA gestört. Über den Tag verteilt blockierten über 1.000 Aktivist:innen an mehreren Stellen Zufahrtsstraßen und Ausstellungsflächen in der Münchner Innenstadt. Sand im Getriebe ist ein Aktionsbündnis aus verschiedenen klima-, verkehrspolitischen und globalisierungskritischen Gruppen und wurde Anfang 2019 gegründet. Das Bündnis versteht sich als Teil der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung und steht für eine radikale Verkehrswende. Bereits 2019 blockierte Sand im Getriebe erfolgreich das Ausstellungsgelände der IAA in Frankfurt am Main.