Die türkische Armee hat ein Waldgebiet in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) in Brand gesteckt. Nur unmittelbar vor dem Feuer wurde in der betroffenen Region Omerya im Landkreis Nisêbîn (Nusaybin) eine luftunterstützte Militäroperation eingeleitet. Wie es heißt, entzündeten sich die Flammen am Donnerstagfrüh durch Artilleriebeschuss aus Kampfflugzeugen der türkischen Luftwaffe. Brandbekämpfungsmaßnahmen der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes der Generaldirektion für Forstwirtschaft wurden aus „Sicherheitsgründen” fast den ganzen Tag über verweigert. Die Einsatzteams harrten dennoch stundenlang in der Nähe des Brandortes aus und warteten auf die Erlaubnis, Löschversuche zu unternehmen.
Eichenwald abgebrannt
In Brand gesetzt wurde ein Eichenwald, der an die Dörfer Talatê (Doğanlı), Çalê (Çalıköy) und Kuriksitîlîle (Yavruköy) grenzt. Am Morgen war mit Beginn der Operation eine Ausgangssperre für die Dorfbevölkerung verhängt worden, nach Angaben des Gouverneursamts sei diese inzwischen aufgehoben. Trotz Behinderungsversuchen durch das Militär war es einigen Bewohner:innen aus Çalê gelungen, das Brandgebiet zu erreichen. Sie hatten sich vergeblich bemüht, die Flammen mit Zweigen und Ästen auszuschlagen.
Brand in Dersim gelöscht
Derweil ist der am vergangenen Freitag in der Provinz Dersim infolge von Hubschrauberbeschuss in einem ländlichen Gebiet bei Xozat ausgebrochene Brand gelöscht worden. Bereits am Mittwochabend seien die Flammen vollständig abgelöscht gewesen, heute wurden dann die letzten Glutnester ausgekühlt, teilte das örtliche Forstwirtschaftsamt mit. Nach Angaben der Anwohner:innen sei ein großes Gebiet durch den Brand in Schutt und Asche verwandelt worden. Tagelang hatte die türkische Armee Maßnahmen zur Bekämpfung der Flammen unterbunden, obwohl der Brand drohte, auf besiedelte Dörfer überzugreifen.
Waldbrand in Sêrt
Auch aus der Provinz Sêrt (Siirt) wurden Feuer gemeldet. Im Landkreis Tîlo (Tillo) entzündete sich ein Waldbrand unweit des Dorfes Nepilê (Akyayla), die Hintergründe sind unklar. Die Feuerwehr konnte die Flammen löschen. Im Kreis Xisxêr (Pervari) brannte es in gebirgigem Gelände nahe der Siedlung Şûz (Armutlu). Hier verhinderten Soldaten ebenfalls zunächst, dass die Dorfbevölkerung auf eigene Faust die Flammen bekämpft. Begründet wurde die Maßnahme damit, dass es sich beim Brandherd um eine militärische Sperrzone handele. Nach intensiven Bemühungen konnten die Bewohnerinnen und Bewohner erwirken, Brandbekämpfungsmaßnahmen einzuleiten. Die Flammen wurden von der ansässigen Bevölkerung erfolgreich gelöscht.
Brände in Kurdistan Teil der Aufstandsbekämpfung
Jedes Jahr lodern in Nordkurdistan verheerende Brände, die tausende Hektar Wald und Anbaufläche verschlingen. Insbesondere seitdem die türkische Regierung 2015 die Friedensgespräche mit der PKK einseitig abbrach, lässt sie die Wälder in den kurdischen Gebieten wieder systematisch niederbrennen. Das ist Teil der seit der Staatsgründung 1923 in Kurdistan gültigen Aufstandsbekämpfung und Vertreibungspolitik.