Steinkohleproteste auf Wasser, Land, Fahrrad und Schienen

Aktivist*innen des Bündnisses deCOALonize Europe protestierten heute mit vielfältigen, dezentralen Aktionen für einen sofortigen Kohleausstieg. In Hamburg beteiligten sich rund 300 Menschen an einer Fahrrad-Demonstration.

Seit Freitagmorgen finden im Rahmen von Aktionstagen dezentrale Proteste für den sofortigen Ausstieg Kohleausstieg und für Klimagerechtigkeit statt. Mit vielfältigen Aktionen des zivilen Ungehorsams wird auf die globalen Lieferketten der Steinkohle sichtbar gemacht – vom Bergbau bis zur Verbrennung. Aufgerufen zu den Protesten hatte das Bündnis „deCOALonize Europe“, das sich aus Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung, der Lateinamerika- und Russlandsolidarität und Initiativen gegen Kohle aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien zusammensetzt.

In Hamburg blockierten heute rund 200 Menschen den Wasserweg zum Kraftwerk Moorburg und setzten sich für die sofortige Schließung des größten deutschen Steinkohle-Seehafens ein. In NRW besetzten Aktivist*innen einen Kran des Trianel Kraftwerks Lünen. Kajak-Aktivist*innen forderten auf dem Zufahrtskanal des Kraftwerks, dass Deutschland keine Steinkohle mehr aus Kolumbien, Russland und den USA importiert. Bei Salzgitter wurde ein Kohlezug blockiert. In Hamburg und Dortmund fanden außerdem Fahrraddemonstrationen statt.

Für die Fahrrad-Aktion in der Hansestadt, die unter dem Motto „Fahr Rad gegen Kohle“ von der lokalen Gruppe von Fridays for Future (FFF-HH), dem BUND und der BUNDjugend organisiert worden war, trafen sich bereits früh morgens etwa 300 Fahrrad-Aktivist*innen an der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) in Hamburg-Wilhelmsburg. Zu der Aktion bis zum Kohlekraftwerk Moorburg hatte aber auch die Gruppe „Gegenstrom Hamburg“ mobilisiert.

Die Demonstration startete bei grauem Wetter mit Nieselregen und fuhr in sehr langsamem Tempo Richtung Moorburg, damit auch Kinder und Familien mitradeln konnten. Kurz vor dem Kraftwerk teilte sich der Zug; der hintere Teil stieg vom Rad und besetzte die Kattwyk-Brücke, die für den Lieferverkehr für das Kraftwerk zu Wasser entscheidend ist. Im Zuge der Aktion seilten sich Aktivist*innen von der Brücke und spannten ein Transparent, um den Schiffsverkehr zu stoppen. Der größte Teil der Aktivist*innen setzte sich zu einer Sitzblockade auf die Brücke selbst, die damit nicht mehr geöffnet werden konnte. Unter der Brücke kreuzten Wassersportler*innen mit einigen Kajaks und dem Spruchband „Kohle tötet“. 

Nach einigen Aufforderungen, vielen Slogans und Liedern räumte die Polizei die Brücke und transportierte die Teilnehmenden in drei HVV-Bussen zur Polizei der Verkehrsdirektion Süd in Harburg. Weitere Aktivist*innen am Rande erhielten Platzverweise. Da einige ihre Personalien nicht angaben, ist damit zu rechnen, dass sie bis zu 24 Stunden in Gewahrsam gehalten werden. Solidarische Menschen stehen jetzt schon vor der Wache und warten auf Freigelassene.

Weitere Aktionen

Am Wochenende werden die Aktionen von „deCOALonize Europe” fortgesetzt. Dem Bündnis geht es in seinem Kampf um Klimagerechtigkeit um den Ausstieg aus der Steinkohle in der Bundesrepublik, der im letzten Jahr mit der Schließung des letzten Förderschachtes manifestiert wurde - mit der Konsequenz, dass Steinkohle für die deutschen Kraftwerke jetzt zu 100 Prozent importiert wird. Und das aus Regionen in Russland, Kolumbien und Afrika, in denen weder Menschenrechte noch ökologische Standards eingehalten werden. Der Name des Bündnisses bezieht sich auf eine Bewegung in Afrika, die die kolonialen Beziehungen im Kohlegeschäft zum Ausdruck bringt. Diese hatte ihre Zustimmung zur Weiterverwendung ihres Namens als „deCOALonize-Europe“ gegeben.

Fotos: Lenna | photosandprotest