Kampagne: Ein Baum für Şengal

Der Genozid in Şengal hat nicht nur bei den Opfern ihre Spuren hinterlassen, auch die ökologischen Lebensgrundlagen der Region sind zerstört. Women for Justice und Aktion Hoffnungsschimmer haben deshalb die Kampagne „Ein Baum für Şengal“ ins Leben gerufen

Ende Oktober startete Women for Justice e.V. gemeinsam mit Aktion Hoffnungsschimmer e.V. und dem Wiederaufbau-Komitee der Selbstverwaltung Şengals die Kampagne „Ein Baum für Shingal – 1 tree 4 Sinjar“. Nun wurde ein Video veröffentlicht, in dem das Projekt vorgestellt wird.

Die ezidische Gesellschaft ist bekannt dafür, dass sie ihrem ursprünglichen Lebensstil mit traditionellen Sitten und Gebräuchen, treu geblieben ist – insbesondere die Ezidinnen und Eziden aus der Region Şengal. Ihr Land ist ihre Identität und die Evidenz ihrer Existenz. Außerdem ist es die einzige Quelle ihres wirtschaftlichen (Über-)Lebens: Ihr Einkommen erzielen sie aus ihren Obst- und Gemüseplantagen, in denen Tomaten, Gurken, Oliven, Granatäpfel und Wein, aber auch Weizen und Gerste angebaut wird.

Die ezidische Gemeinschaft verfügt über exzellente, über Generationen gewonnene und tradierte Erfahrungen in der Landwirtschaft – die Liebe der Menschen zu ihrem Land und dessen Bewirtschaftung ist vielerorts spürbar. Der Boden in Şengal ist sehr fruchtbar und damit nutzbar für die Kultivierung vieler Pflanzen.

Ab August 2014 besetzte der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) die Şengal-Region und verübte einen Genozid und Feminizid an der ezidischen Bevölkerung. Schätzungen nach fielen etwa 10.000 Menschen den brutalen Massakern zum Opfer. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden vom IS entführt, mehr als 400.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und weitere Tausende werden bis heute vermisst. Die Agrarflächen und Plantagen wurden vom IS großflächig verbrannt, Trinkwasserbrunnen zerstört. Seitdem kämpfen Überlebende um Gerechtigkeit. Viele von ihnen verstehen darunter auch den Wiederaufbau ihrer Heimatregion. Durch jahrzehntelange Zerstörung der Natur und die Auswirkungen des Überfalls sind weite Bereiche Şengals verwüstet. Ursprünglich gab es eine wunderschöne Natur in der Region.

 

Vorstellung des Projekts

Für die Ezid*innen, die seit 2016 nach und nach und seit Frühjahr 2020 verstärkt in ihre Heimat zurückkehren, muss die landwirtschaftliche Existenzgrundlage wiederhergestellt werden, die nicht nur die Nahrungsgrundlage, sondern auch Arbeitsplätze schaffen soll. Die bisher brachliegenden Ressourcen können das Leben vieler (Groß-)Familien in dieser Region ermöglichen. Auch und insbesondere für die Erholung und Heilung der traumatisierten Menschen trägt eine gesunde, natürliche Umgebung eine enorme Bedeutung.

Ezidische Frauen werden explizit in dieses Projekt eingebunden, indem sie eine kleine forstwirtschaftliche Ausbildung bekommen, in der das Wissen zur Auswahl, Pflanzung und Pflege der Bäume vermittelt wird. Hiervon ausgehend werden sie langfristig Obstbaumplantagen selbstständig und kooperativ bewirtschaften. Hierdurch wird die Grundlage für ihre ökonomische Unabhängigkeit gesichert und die Rolle der Frau in der Gemeinschaft allgemein gestärkt.

Darüber hinaus wird ein Bereich der Anpflanzungen als „Frauengarten“ genutzt werden. Es wird ein geschützter Rückzugsort in der Natur geschaffen, der ihnen hilft, die erlittenen Traumata zu lindern und zu überwinden.

1 tree 4 Sinjar = 20 Euro / 20 US-Dollar

Mit diesem Projekt soll die Pflanzung von Bäumen realisiert werden:

*Bäume an den Berghängen zur Verminderung bzw. Vermeidung von Erosionsschäden

*Bäume für Obstplantagen

*Bäume für Parks und Gärten, um Erholungszonen für die größtenteils stark traumatisierten Menschen zu schaffen

*Bäume als Alleen-Bepflanzung insbesondere entlang der Hauptstraßen zur Verbesserung des Mikro- und Makroklimas

Die Plantagen können zur Einnahmequelle für viele Familien werden.

Die Anpflanzungen tragen essentiell zur sichtbaren Wiederbelebung der Region Şengal bei, indem in den wüsten und öden Lagen große Grünzonen entstehen, indem die Luft- und Bodenqualität durch die Bäume verbessert wird und indem die Städte und Dörfer verschönert werden.

Nicht zu vergessen ist die mittlerweile wissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass Bäume einen intensiven, positiven Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit der Menschen haben. Auch das ist im Hinblick auf eine traumatisierte Bevölkerung ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Spenden werden erbeten unter:

  • Women for Justice e. V.
  • IBAN: DE18 2505 0180 0910 4550 66
  • BIC: SPKHDE2HXXX
  • Sparkasse Hannover
  • Verwendungszweck: 1tree4Sinjar