Nachdem das Verwaltungsgericht Köln am Freitag dem Stromversorger RWE erlaubt hatte, im Hambacher Forst Braunkohle abzubauen, begannen heute die Räumungsarbeiten und weitere Rodungen. Schon im Morgengrauen waren mehrere Hundertschaften Polizei angerückt, um Proteste und Besetzungen zu verhindern. Die Arbeiter begannen im nicht besetzten Teil des Waldes am Braunkohltagebau Hambach, den Unterwuchs zu beseitigen und Bäume zu fällen. 100 Aktivist*innen versuchten seitdem zum Gebiet der Rodungen vorzudringen, konnten sie auch zeitweise stoppen. Die Polizei setzte die Rodung jedoch mit Pfefferspray durch. Gegen 14.00 Uhr bringt die RWE unter Polizeischutz erste Bäume aus dem Hambacher Forst, die heute gefällt wurden.
Im rheinischen Kohlerevier, zwischen Düsseldorf, Köln und Aachen, buddelt der Energieriese RWE an Europas größtem Loch – um Braunkohle zu fördern, den zurzeit dreckigsten fossilen Energieträger. Diese wird dann mit der Kohlebahn zu den sechs umliegenden Kraftwerken befördert und dort verbrannt. Gemeinsam stellen diese Kraftwerke Europas größten CO2-Ausstoßer und damit Klimakiller Nummer eins dar.
Seit fünf Jahren gibt es im Hambacher Forst eine Waldbesetzung mit derzeit 16 Baumhäusern. Die Baumhäuser sind größtenteils durch Wege in luftiger Höhe verbunden.
Das höchste Baumhaus im Wald ist 25m hoch. Je höher die Häuser, desto schwerer sind sie zu räumen. Das gilt allerdings nur für besetze Baumhäuser, unbesetzte Bäume werden einfach gefällt. Die Baumbesetzer werden von großen Teilen der umliegenden Bevölkerung unterstützt, die eine Rodung ebenfalls verhindern will.
Die Besetzer rufen auf, in den Wald zu kommen, um die Kämpfe um den Wald zu unterstützen. Der Hambacher Wald liegt westlich von Köln und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Von den ursprünglichen 5.500 Hektar Wald sind heute noch nicht mehr als ein Zehntel vorhanden. Der Hambacher Wald, einst Bürgerwald genannt, hat eine über mehrere Jahrtausende alte Geschichte – genauer gesagt existiert er seit der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahre. Mit seiner einzigarten Vielfalt an Flora und Fauna bietet er vielen Lebewesen ein zu Hause. In den jetzt noch stehenden Resten finden sich Stieleichen und Hainbuchen, die über 300 Jahre alt sind. Er bietet vielen Zugvögeln jedes Jahr einen Zwischenstopp und wird von Waldkäuzen, Fledermäusen und Haselmäusen bewohnt.
1978 kaufte der Energiekonzern RWE (damals Rheinbraun) den Wald von den umliegenden Gemeinden. Seit dem wird er gerodet, um Braunkohle abzubauen. Jedes Jahr hat RWE die Erlaubnis 70 ha Wald zu roden. Die Rodungsarbeiten dürfen nur von Oktober bis März stattfinden, allerdings hat RWE in den letzten Jahren auch wiederholt illegal gerodet. Wenn der Tagebau wie geplant voranschreitet, dann ist der Restwald in drei Jahren komplett vernichtet.
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