Blumenpflückverbot: Hohe Bußgelder in Dersim

In Dersim sind wegen Zuwiderhandlungen gegen Bestimmungen des Umweltschutzes fünfstellige Bußgelder verhängt worden. Drei Personen hatten die vom Aussterben bedrohte Kaiserkrone gepflückt.

In der nordkurdischen Provinz Dersim sind wegen Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des Umweltschutzes gegen drei Personen hohe Bußgelder verhängt worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) am Freitag. Die Betroffenen, deren Identitäten erst nach umfangreichen Recherchen ermittelt werden konnten, hatten in der Kreisstadt Pulur (Ovacık) die vom Aussterben bedrohte Kaiserkrone gepflückt. Die Bußgelder betragen jeweils 60.163 Türkische Lira (TL), das sind umgerechnet etwa 9300 Euro. In Dersim werden Verstöße wie diese seit längerem empfindlich sanktioniert. Zwar möchte die Stadt lieber auf die Einsicht der Betroffenen setzen und nicht auf Abschreckung, doch in den meisten Fällen handelt es sich um Wiederholungstäter.

Die Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) zählt zur Familie der Liliengewächse und hat ihre Heimat in den Bergen von Kurdistan. Mit dem Frühling treibt sie aus und öffnet ab Mai ihre großen glockenförmigen Blüten, die von einem Blattschopf gekrönt werden. Doch wegen der durch den türkischen Staat erteilten Zugangssperren in den letzten Jahren bekommen Fotograf*innen diese imposante Pflanze nicht vor ihre Linse: Die Überlebensdauer der Kaiserkronen reicht nicht aus, um die Aufhebung der Zugangssperren abzuwarten.

Die im Kurdischen auch „Guldexwîn“ (Blut weinende Rose) oder „Gula Xemgîn“ (trauernde Rose) bezeichneten Kaiserkronen werden mancherorts auch „Freiheitsblumen der Gipfel“ genannt. Das Genzentrum der Blume erstreckt sich von Êlih (Batman), Wan (Van), Bedlîs (Bitlis), Erzîrom (Erzurum), Colemêrg (Hakkari) bis in das Qendîl-Gebirge (Kandil) in Südkurdistan. Doch auch in Iran, Afghanistan und im Kaschmir kommt die Kaiserkrone vor und besiedelt steinige Hänge und Gebüsche in Höhenlagen von 1250 bis 3000 Metern. Im 16. Jahrhundert brachten Orientreisende diese außergewöhnliche Blume nach Europa, woraufhin sie in den Gärten der Wohlhabenden und der Königshöfe angepflanzt wurde. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Anpflanzung der Kaiserkrone auch in den Niederlanden üblich. Die meisten der 167 Sorten sind jedoch in Kurdistan zu finden.

Recherchen haben gezeigt, dass 20 von 43 Gattungen der Kaiserkrone in Kurdistan Endemiten sind, die weltweit nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet vorkommen. Aus den Blättern dieser Blume mit einer bemerkenswerten Schönheit werden auch ätherische Öle gewonnen.