Gegen Naturmassaker: Demonstration zum Cûdî

Seit einer Woche brennt es im Cûdî-Gebirge, doch die vom Militär gelegten Brände dürfen nicht gelöscht werden. Um gegen dieses und andere Naturmassaker in Kurdistan zu protestierten, fand eine Demonstration zu den Gebirgsausläufern des Massivs statt.

Seit einer Woche brennen Waldgebiete im Cûdî-Gebirge bei Şirnex (tr. Şırnak). Parallel dazu findet eine massive Waldrodung in dem Grenzgebiet zu Südkurdistan statt, um neue Militärstützpunkte zu errichten. Täglich werden 400 Tonnen Holz abtransportiert und auf dem Gelände einer türkischen Militärgarnison gelagert. Um gegen dieses Naturmassaker zu protestieren, organisierten zahlreiche Parteien, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammen mit der Ökologiebewegung in Nordkurdistan an diesem Freitag eine Demonstration zu den Gebirgsausläufern des Cûdî-Massivs. An der Aktion beteiligten sich einige hundert Menschen, darunter Parlamentsabgeordnete, Künstler:innen und Aktivistinnen des Rats der Friedensmütter.

Rachefeldzug gegen kurdische Bevölkerung

Die Natur der menschlichen Existenz bestehe darin, eins zu sein mit der Umwelt, stand auf dem Fronttransparent der Demonstration, die in der Gemeinde Gundikê Melî (Balveren) startete. Die HDP-Abgeordnete Tülay Hatimoğulları sagte in einer Rede, die türkische Regierung sei in einem „ökologischen Zerstörungswahn”. Recep Tayyip Erdoğan plündere die natürlichen Ressourcen des Landes aus, um die ökonomische Krise mit möglichst wenig Schaden für sein Regime zu überwinden. Andererseits gehe es dabei um Ressourcen für die Bekämpfung des kurdischen Widerstands. „Für uns besteht kein Zweifel darin, dass mit den Massakern an der Natur Kurdistans gleichzeitig auch ein Rachefeldzug gegen die Bevölkerung geführt wird“, sagte Hatimoğulları. Das sei aber kein regionales Problem, führte die Politikerin weiter aus. Dass immer mehr Wald verschwindet, belaste nicht nur die lokalen Ökosysteme. „Waldrodungen im großen Stil beschleunigen auch den Klimawandel. Somit sind die Baummassaker in Kurdistan ein globales Problem, das internationales Handeln einfordert.”

Kurdische Frauen der Initiative der Friedensmütter

Natur Kurdistans stets Kriegsopfer

Der Ko-Vorsitzende des zivilgesellschaftlichen Dachverbands KCD, Berdan Öztürk, bezeichnete die Umwelt als das größte „Kriegsopfer“ der sogenannten türkischen Aufstandsbekämpfung. „Denn Kriege fordern nicht nur Menschenleben, sondern haben fatale Folgen für die Natur und Tierwelt.“ Aber auch in anderen Regionen des Landes wie etwa an der Ägäis werde die Natur für staatliches Kapital vernichtet, Wälder gerodet oder verbrannt. Staudämme, Minen und Kraftwerke spielten bei der Ausplünderung der Natur die wichtigste Rolle, so Öztürk. „Doch solange die kurdische Frage nicht gelöst wird, wird auch der Krieg gegen die Umwelt andauern. Die wirksamste Reaktion auf diese monistische und koloniale Mentalität ist der Kampf. Wir brauchen neue Räume der Freiheit. Dafür muss es einen gemeinsamen Widerstand geben.“