Im schleswig-holsteinischen Sankt Margarethen findet dieses Jahr das erste mal das „Free the Soil”-Camp statt. Aktivist*innen der Kampagne „Make Rojava Green Again” hielten dort einen Vortrag über soziale Ökologie und demokratischen Konföderalismus.
Die Region, die sich die Aktivist*innen für ihr Protestcamp gegen die Agrarindustrie ausgesucht haben, ist sehr stark durch konventionelle Landwirtschaft geprägt. Außerdem befindet sich im nahegelegen Ort Brunsbüttel eine Produktionsstätte des Düngemittelherstellers YARA. Dieser norwegische Betrieb ist international aktiv und dominiert den Weltmarkt für Stickstoffdünger. YARA ist der größte industrielle Erdgasabnehmner in Europa und hat Niederlassungen in den meisten Teilen der Welt. Die Geschäfte des Konzerns zerstören weltweit Böden, zwingen Kleinbäuer*innen firmeneigene Produkte zu kaufen, während durch sie große Mengen von Treibhausgasen ausgestoßen werden. Die Produktion von Stickstoffdünger durch das so genannte „Haber-Bosch-Verfahren“ ist ein höchst energieintensiver Prozess, der enorme Mengen an fossilem Gas verbraucht. Diese Abhängigkeit von Erdgas ist Teil der Gründe für die starken politischen Verbindungen zwischen Brennstoff-Konzernen und Unternehmen der Agrarwirtschaft. Gleichzeitig zerstört die Nutzung von chemischen Düngern die natürliche Beschaffenheit des Bodens, welcher daraufhin noch öfter gedüngt werden muss. Denn diese Düngemittel verringern den Anteil organischen Materials im Boden, woraus große Kohlestoffemissionen und die Verminderung der Bodenfruchtbarkeit resultieren. Dadurch werden Kleinbäuer*innen immer mehr von Kunstdüngern abhängig gemacht.
Die Kampagne Free the Soil hat das Ziel, die verheerenden Praktiken und Auswirkungen industrieller Landwirtschaft aufzuzeigen und darüber zu informieren, welche Rolle die Agrarindustrie in der sich ständig verschärfenden Klimakrise einnimmt.
Workshop zu sozialer Ökologie und demokratischem Konföderalismus
Der Fokus des Workshops, gehalten von zwei Aktivist*innen der Kampagne Make Rojava Green Again, lag darauf zu analysieren, wie die Klimakrise mit weiteren Systemkrisen zusammenhängt und nicht getrennt voneinander betrachtet werden kann. Um eine Antwort auf die Klimakrise zu finden, wurden dazu die Modelle „Soziale Ökologie“ und „Demokratischer Konföderalismus“ vorgestellt und konkrete Schritte für die Klimagerechtigkeitsbewegung vorgeschlagen. Im Anschluss daran wurde noch die Arbeit der Kampagne vorgestellt. Zum Schluss gingen die Aktivist*innen noch auf allgemeine Fragen zur Revolution in Rojava ein. Etwa 40 interessierte Menschen nahmen an dem Workshop teil.
Bis zum 25. September wird es auf dem Camp noch weitere spannende Vorträge geben. Außerdem werden Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Produktionsstätte von YARA in Brunsbüttel durchgeführt.
Weitere Informationen unter: https://freethesoil.org/