In der norddeutschen Stadt Flensburg ist seit dem 1. Oktober der Bahnhofswald besetzt. Die Aktivist*innen wollen mit ihrer Aktion verhindern, dass die Bäume für ein Neubaukomplex bestehend aus Hotel und Parkhaus gerodet werden. „Wir kämpfen gegen eine vollkommen verfehlte Verkehrs- und Klimapolitik, in der nach wie vor Gewinne zu erzielen wichtiger ist, als einen lebenswerten Planeten zu erhalten”, so die Bewohner*innen der Baumhäuser, die in dem Wald entstanden sind. Außer den Baumhäusern sind auch mehrere kleinere Schlafplattformen gebaut worden. „Sie haben alle ihren ganz eigenen Charme”, erklären sie. „Wir haben über drei Monate ein Experiment alternativen Miteinanders erprobt, haben voneinander gelernt, wie der Waldkauz singt und wie zutraulich Rotkehlchen sind, wie Baumhäuser gebaut werden und wie Seilverbindungen geknotet werden. Aber es geht um viel mehr: Wir haben auch soziale Verbindungen geknotet: Beeindruckend viele und unterschiedliche Menschen haben uns unterstützt: Klassische Musiker*innen, Autor*innen, Baumpfleger*innen und Handwerker*innen, Menschen, die Essen für uns gekocht, nasse Sachen bei sich getrocknet und uns Decken vorbeigebracht haben. Die Bürger*innen-Initiative ebenso wie die fridays for future.”
Räumungungstermin durchgesickert
Aus mehreren Quellen haben die Besetzer*innen nun erfahren, dass das „Böömdörp, das die Boime böschüzt”, Anfang der kommenden Woche geräumt werden soll. „Wir bereiten uns also auf ein Großaufgebot und einen Großeinsatz der Polizei vor – eine Eskalation, die zeigt, mit welch absurdem Aufwand die Interessen einiger weniger gegen große Teile der Flensburger Bevölkerung durchgesetzt werden. Eine Räumung, die absehbar zeigen wird, dass die Bekenntnisse der Stadt zum Klimaschutz reine Lippenbekenntnisse sind. Ein Einsatz, der – erst recht unter aktuellen Pandemiebedingungen – vor allem eins darstellen wird: eine Machtdemonstration”, so die Umwelt- und Klimaschützer*innen, die erklären, dass sie gekommen sind, um zu bleiben und die Bäume nicht freiwillig verlassen werden. „Aber wir machen uns nichts vor”, so die Aktivist*innen. „Wir wissen, dass die Polizei gewissenlos die errichteten Strukturen zu zerstören im Stande ist. Aber weder die Kraft, die sie erschuf, noch die Bewegung lassen sich räumen.”