Banner-Drop für Tişrîn-Damm im Leinetal

Mit einem Banner-Drop am Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden haben Aktivist:innen von Defend Kurdistan ein Zeichen der Solidarität mit Rojava und der Friedenswache am Tişrîn-Damm gesetzt.

Solidarität mit Rojava

Mit einem Banner-Drop an der Staumauer des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden im niedersächsischen Landkreis Northeim haben Aktivist:innen am Sonntag ein Zeichen der Solidarität mit der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) gesetzt. Auf einem riesigen Transparent waren die Aufschrift „We are Tişrîn“ zu lesen und die Zeichnung zweier Frauen zu sehen, die das Victory-Zeichen zeigen. Auch eine Fahne der Frauenverteidigungseinheiten YPJ entrollten die Aktivist:innen an der Stauanlage im Leinetal.

Hinter der Aktion steckte die Göttinger Ortsgruppe der Kampagne „Defend Kurdistan“. Sie wollte damit auf die Angriffe der Türkei und ihrer dschihadistischen Söldnertruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) gegen die Tişrîn-Talsperre am Euphrat und die dort stattfindende Mahnwache aufmerksam machen. Seit dem Sturz des Assad-Regimes Anfang Dezember befindet sich die lebenswichtige Staudammanlage südlich von Kobanê im Fokus einer Besatzungsoffensive.

Seit inzwischen sechs Wochen ist die Tişrîn-Talsperre aufgrund von Schäden infolge türkischer Angriffe außer Betrieb, über 400.000 Menschen sind von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten, darüber hinaus droht ein Dammbruch. Zudem bombardiert die Türkei regelmäßig eine zivile Mahnwache, die seit Anfang Januar auf dem Gelände der Anlage aus Protest gegen die Militärgewalt gegen Nord- und Ostsyrien durchgeführt wird. Bei den Angriffen starben bisher 21 Menschen, über 200 weitere wurden verletzt. Unter den Verletzten sind auch zwei Deutsche: die Klimaaktivistin Lea Bunse und der Physiotherapeut Jakob Rihn.

Die Göttinger Aktivist:innen von „Defend Kurdistan“ zeigten sich besorgt. Die Türkei wolle die Tişrîn-Talsperre einnehmen, um die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) östlich des Euphrat-Flusses zu drängen und sich so den Weg freimachen für eine Besetzung Kobanês. Die symbolträchtige Stadt feiert heute den zehnten Jahrestag ihrer Befreiung vom Terror der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). „Kobanê wurde durch den Kampf der YPJ und YPG zum Symbol des Widerstands“, erklärten die Aktivist:innen. „Die Stadt hat eine große Bedeutung für Rojava, wo eine basisdemokratische, multi-ethnische, ökologische Gesellschaft auf Grundlage der Frauenbefreiung aufgebaut wurde.“

Die Verteidigung von Tişrîn ist die Verteidigung von Kobanê

Dieses Gesellschaftsmodell sei der Türkei ein Dorn im Auge, deshalb werde die Region seit nunmehr zehn Jahren angegriffen. Mit der Einnahme des Tişrîn-Damms, der auch den Fall der Qereqozax-Brücke nach Kobanê zur Folge hätte, plane Ankara einen „finalen Schlag“, die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens zu zerschlagen. „Die deutsche Bundesregierung unterstützt diese Angriffe durch Waffenexporte in die Türkei“, kritisierten sie. Allein im letzten Jahr seien Waffen im Wert von 230,8 Millionen Euro an die Türkei gegangen. Mitunter deshalb brauche es mehr Protest gegen die Kriegshandlungen gegen Rojava und deutliche Zeichen der Solidarität mit der dortigen Bevölkerung. „Unsere Verbundenheit gilt gerade vor allem den Beteiligten der Friedenswache am Tişrîn-Damm. Denn die Verteidigung von Tişrîn ist die Verteidigung von Kobanê, von Rojava und dadurch von einer demokratischen und friedlichen Zukunft Syriens“, sagte eine Aktivistin.