Aufhebung der Sperrung des Vollhöfner Waldes gefordert
Ein Naturparadies an der Alten Süderelbe in Hamburg soll zerstört werden, um Platz für Logistikflächen zu schaffen. Gegen die Rodung des Vollhöfner Wald regt sich Protest.
Ein Naturparadies an der Alten Süderelbe in Hamburg soll zerstört werden, um Platz für Logistikflächen zu schaffen. Gegen die Rodung des Vollhöfner Wald regt sich Protest.
Am vergangen Wochenende sind rund 80 Menschen am Rand des Vollhöfner Waldes zusammengekommen, um sich für seinen dauerhaften Erhalt einzusetzen. Das 45 Hektar große Naturparadies an der Alten Süderelbe in Hamburg soll zerstört werden, um Platz für Logistikflächen zu schaffen. Gegen die Rodung des „Völli“ regt sich Protest.
Während bis vor einigen Wochen noch regelmäßig Waldspaziergänge stattfanden, bei denen sich alle Teilnehmenden selbst ein Bild vom Vollhöfner Wald machen konnten, ist das nun nicht mehr möglich. Nach der Besetzung des Vollhöfner Waldes im Oktober - eine Besetzung, die aus einem einzigen Baumhaus am Rande des Waldes bestand - hat die HPA (Hamburg Port Autority) Schilder aufrichten lassen, mit denen das Betreten des Geländes untersagt. Unabhängig davon, ob diese Maßnahme zu dem Zeitpunkt rechtmäßig ist oder nicht, so ist sie doch zumindest eins: überzogen.
Am 6. November wurde das überzogene Vorgehen der HPA nochmals übertroffen. Sie beantragte die behördliche Sperrung, begründete diese mit Waldbrandgefahr und der Gefahr durch die „Errichtung von befestigten Anlagen durch Dritte". Die Sperrung wurde noch am selben Tag behördlich ausgesprochen, scheinbar unabhängig davon, wie stichhaltig die Gründe sind. Immerhin geht niemand davon aus, dass zwischen November und Februar - dem fraglichen Zeitraum - eine reale Waldbrandgefahr besteht, da in dieser Zeit per Gesetz selbst das Rauchen im Wald nicht strikt verboten ist.
Und während sich die Bürger und Bürgerinnen Hamburgs fragen, wie sie sich denn eine persönliche Meinung zum „Völli“ bilden können, wenn sie den Wald nicht betreten dürfen, fordert Bundespräsident Steinmeier sie in seiner Weihnachtsansprache dazu auf, Teil der Demokratie zu sein und sich politisch einzumischen. Nur wie das in Hamburg geht, wo selbst ganz grundlegende Formen der politischen Willensbildung bereits unmöglich gemacht werden, das sagt er eben nicht. Vielleicht kann er ja beim Völli vorbei kommen, wenn er mal in Hamburg ist, und der Hamburger Politik in Sachen Demokratieverständnis unter die Arme greifen und ihnen demonstrieren, wie existenziell Bürgerbeteiligung in einer Demokratie ist.
Doch von derlei real politischen Problemstellungen unbeirrt, haben die 80 Menschen am Rande des Vollhöfner Waldes erst einmal schwungvoll ihren Protest zelebriert. Im Schatten eines Weihnachtsbaums, bei Suppe und Kinderpunsch wurden umgedichtete Weihnachtslieder gemeinsam gesungen und die Aufhebung der Sperrung des Vollhöfner Waldes gefordert.
Wer es mit der Forderung allein nicht bewenden lassen möchte, kann auch selbst durch einen individuellen Widerspruch aktiv werden. Allerdings muss dieser Widerspruch mit dem ganz persönlichen Erholungswert des Vollhöfner Waldes begründet werden und nicht mit der Notwendigkeit für die politische Willensbildung oder gar der Klimakatastrophe, auch wenn Europa den Klimanotstand deklariert hat.
Wer dafür nähere Informationen oder Inspiration braucht, kann das auf dem Twitter-Account der Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald finden. Ansonsten gibt es die Möglichkeit der Teilnahme an einer Protestmail-Aktion des NABU. Wer will, kann und Zeit hat, ist auch immer sonntags zur Protestkundgebung am Waldrand des Vollhöfner Waldes willkommen. Und ansonsten bleibt ja noch die anstehende Wahl zur Hamburger Bürgerschaft. Die nächste Protestkundgebung findet am Sonntag, dem 29. Dezember, um 11 Uhr an der Straße Vollhöfner Weiden (Bushaltestelle Dradenauer Deichweg) statt.