Amed: Gegen Sandgrube protestierende Bevölkerung umstellt

In der Region Qerejdax in der nordkurdischen Provinz Amed errichtet der türkische Staat riesige Sandgruben. Die Dorfbewohner*innen leisten Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Umwelt und Friedhöfe. Das Dorf Darê wurde von der Militärpolizei umstellt.

Über dem Dorf Darê (Görece) in Qerejdax (Karacadağ) in der nordkurdischen Provinz Amed kreisen Aufklärungsdrohnen und die Militärpolizei hält sämtlich Zufahrtsstraßen besetzt. Die Dorfbevölkerung leistet Widerstand gegen die Errichtung riesiger Sandgruben, in denen Sand für die Zementfabrik von Mêrdîn (Mardin) abgebaut wird. Bei den Aushubarbeiten und beim Abtransport des Sandes wurden Gräber zerstört. Auch die Weiden und die Wege zu den Weiden wurden durch den Sandabbau und seine Folgen praktisch unbenutzbar gemacht. Immer wieder werden riesige Löcher mitten im Gelände ausgehoben. Bereits dutzende Tiere sind darin verendet, weil sie in diese ungesicherten Löcher stürzten.

Die Dorfbewohner*innen hatten Protestzelte gegen dieses Vorgehen aufgestellt, die allerdings umgehend von der Militärpolizei abgeräumt wurden. Das Dorf und die Sandgruben sind zurzeit von Soldaten umstellt. Die Kinder können nicht einmal zur Schule gehen. Das aus 70 Häusern bestehende Dorf wird durch Überwachungsdrohnen beobachtet. Die Dorfbewohner*innen berichteten der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) über ihre Probleme.

Riesige Löcher

Salih Özpınar aus dem Dorf berichtet von vielen durch Stürze in Sandgruben gestorbenen Tieren. Er erklärt, dass ihr Lebensraum und die Weiden durch die Sandgruben zerstört werden und sagt: „Sie haben ein Riesenloch gegraben. Unsere Tiere und unsere Kinder gehen dorthin. Wir sind sehr besorgt, dass ihnen erwas passieren könnte.“

Entschädigung ist eine Lüge“

Mehmet Nuri Özpınar berichtet, dass hier seit 1978 Sand abgebaut werde. Er sagt: „Es wurde behauptet, es sei für das Dorf, für die Wege zu den Schulen, für Dienstleistungen. Aber als Dorfgemeinschaft leiden wir sehr. Wir leben von der Tierhaltung. Wir ließen unsere Tiere in der Umgebung dieses Gipfels weiden. Wir fuhren mit unserem Traktor dorthin, um zu pflügen. Alle unsere Straßen sind kaputt. Es gibt viele Dorfschützer und Militärbasen in Çêrmûg (Çınar), sie haben uns angegriffen. Wir hatten dort ein Protestzelt aufgebaut. Der Staat blockiert unsere Straßen und setzt Wasserwerfer gegen uns ein. Vor zwei Jahren hat der Landrat hier ein Trauerhaus errichtet. Das wird heute oder morgen ebenfalls abgerissen. Das Dorf besteht aus 70 Häusern und wir sind mehr als 600 Einwohner.“

Viehzucht stirbt

Der Dorfbewohner Ismail Tan berichtet über die aktuelle Lage: „Die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen. Die Straßen sind alle unpassierbar. Die Tierzucht stirbt. Unsere Gräber werden zerstört. Unsere Anträge verschwinden und wir bekommen von nirgends Hilfe.“

Dort im Belagerungszustand

Ibrahim Özpınar sagt: „Von früh bis nachts sind Panzer und Panzerfahrzeuge im Dorf und Drohnen kreisen über uns. Wenn wir das Haus verlassen oder ein Auto vorbeifährt, kommt eine Drohne. Das Dorf ist von der Militärpolizei umstellt. Vor den Razzien wird der Strom unterbrochen. Alle im Dorf werden bedroht.“


Fotos: MA