Im Camp Lavrio in der griechischen Region Attika hat eine Solidaritätsveranstaltung für die hungerstreikenden Gefangenen stattgefunden. Seit dem 27. November findet in den türkischen Haftanstalten ein Hungerstreik statt, der momentan gruppenweise für jeweils fünf Tage geführt wird. Die Aktion wird von PKK- und PAJK-Gefangenen getragen, auch prominente Politikerinnen und Politiker der HDP, die in Geiselhaft sitzen, sowie Gefangene anderer politischer Bewegungen beteiligen sich an der Aktion. Der Protest richtet sich gegen die unhaltbaren Zustände in den Haftanstalten des türkischen Regimes, die inzwischen eine grenzenlose Dimension angenommen haben, sowie gegen die Totalisolation im Inselgefängnis Imrali, wo Abdullah Öcalan und seine drei Mitgefangenen Ömer Hayri Konar, Veysi Aktaş und Hamili Yıldırım inhaftiert sind.
Im Rahmen der von Mitgliedern der kurdischen Jugendbewegung TCŞ (Tevgera Ciwanên Şoreşger) initiierten Aktion im Camp Lavrio gingen die Bewohnerinnen und Bewohner auf ihre Balkone, um auf Töpfe und Pfannen zu schlagen und gegen die Menschenrechtsverletzungen in den Gefängnissen zu protestieren. Fackeln auf den Balkonen sorgten für ein tolles Licht bei Nacht, Fahnen von PKK und KCK in den Farben Grün, Rot und Gelb rundeten die Szene ab. Parallel dazu wurden die Parolen „Bijî Serok Apo“ (Es lebe der Vorsitzende Öcalan) und „Bijî Berxwedana Zindanan“ (Es lebe der Gefängnis-Widerstand) gerufen.
Zülküf, Medya, Ayten und die anderen: Li vir
Zum Ende der Aktion rief ein Aktivist die Namen der PKK-Gefangenen, die im Massenhungerstreik 2018/2019 ums Leben gekommen sind: Zülküf Gezen, Medya Çınar, Ayten Beçet, Zehra Sağlam, Yonca Akici, Siraç Yüksek und Mahsum Pamay. Die Menschenmenge erwiderte nach jedem genannten Namen „Li vir“, was auf Kurdisch „hier“ bedeutet. Die Selbstverwaltung des Camps hat zudem angekündigt, das Topfschlagen jeden Dienstag (13 Uhr) und Samstag (20 Uhr) durchzuführen, solange der Gefängniswiderstand fortgesetzt wird.
Das Camp Lavrio
Das mehrheitlich von Kurdinnen und Kurden bewohnte Lavrio-Camp wird seit Jahren nach einem demokratischen, ökologischen und frauenbefreienden Paradigma selbstverwaltet und ist in der gesamten griechischen Öffentlichkeit dafür bekannt. Bis Juli 2017 leistete die griechische Regierung den Bewohnerinnen und Bewohnern über das Rote Kreuz Unterstützung. Unter dem Druck der Türkei wurde jedoch jegliche Hilfe für das Camp eingestellt und die Räumlichkeiten verlassen. Auch Hilfe von internationalen Organisationen erhalten die Menschen in dem Lager nicht.