Sexistischer Radiomoderator zu Feminismus verdonnert

Ein argentinischer Radiomoderator hat Feministinnen als „Feminazis“ und „widerliche Menschen“ beleidigt. Dafür soll er nun fünf Monate lang wöchentlich einen feministischen Gast einladen und diesen zehn Minuten lang ununterbrochen sprechen lassen.

Wegen sexistischen Äußerungen ist ein argentinischer Radiomoderator zu fünf Monaten Feminismus verdonnert worden. Der Radiomoderator Angel „Baby“ Etchecopar habe seine Sendung „El Angel del Mediodía“ (Der Engel des Mittags) auf Radio 10 wiederholt dazu genutzt, Feministinnen als „Feminazis“ und „widerliche Menschen“ zu beleidigen. Dafür soll er ab März fünf Monate lang wöchentlich einen feministischen Gast einladen und diesen zehn Minuten lang ununterbrochen sprechen lassen. Gegenüber seinen feministischen Gästen dürfe Etchecopar auch keine Kritik ausüben, berichtet unter anderem auch „Le Monde“.

Die Verhandlung gegen den Moderator wegen Geschlechterdiskriminierung fand vergangenen Donnerstag vor einem Gericht in Buenos Aires statt. Gegenüber der argentinischen Tageszeitung „La Nacion“ sagte Staatsanwalt Federico Villalba Diaz: „Es schien mir wichtig, dass die Zuhörer von Baby Etchecopar andere Stimmen und Worte vernehmen können, die sich von denen unterscheiden, die sie gewohnt sind“.

Da der Radiomoderator Reue gezeigt habe, sah das Gericht von einer Strafe auf Bewährung ab. Im Gegenzug müsse Angel Etchecopa „vermehrt und unkritisch“ über Diskriminierung von Frauen sprechen. Eine Liste von Feminismusexpert*innen und Themen zu geschlechtsspezifischer Gewalt werde ihm von der Staatsanwaltschaft und Veronica Guagnino, der Staatsanwältin für geschlechtsspezifische Gewalt zur Verfügung gestellt. Außerdem soll Etchecopa ein Jahr lang diskriminierende Anmerkungen in seiner Sendung vermeiden, andernfalls werde der Fall vor Gericht wieder aufgenommen, so Federico Villalba Diaz.

Gesetz gegen Gewalt an Frauen: „Ley Micaela“

Der argentinische Kongress hat im Dezember mit „Ley Micaela“ außerdem ein Gesetz verabschiedet, das Beamte und Angestellte in Zukunft dazu verpflichtet, regelmäßige Weiterbildungskurse zu Fragen von Gendergerechtigkeit und sexualisierter Gewalt zu belegen. Das „Dauerhafte Nationale Programm zur Institutionellen Schulung in Genderfragen und Gewalt gegen Frauen“ wurde vom Abgeordnetenhaus mit einer Gegenstimme und vom Senat einstimmig angenommen. Die Zahl der Fälle von Feminiziden ist in Argentinien besonders hoch. Die Beobachtungsstelle für Frauenmorde der Ombudsstelle registrierte von Januar bis Mitte November dieses Jahres bereits 251 Fälle. Anlass zum Entwurf des Gesetzes „Ley Micaela“ war der Fall von Micaela García. Die 21-jährige war im April 2017 beim Verlassen einer Diskothek vergewaltigt und ermordet worden. Micaela García war Aktivistin der feministischen Ni Una Menos-Bewegung (Keine einzige weniger), die sich im Juni 2015 als Antwort auf die brutalen Feminizide und sexualisierte Gewalt in Argentinien gründete.