IS-Propagandavideos: „Stimme hinter der Gewalt“ in den USA angeklagt

In den USA ist ein Dschihadist mit kanadischer Staatsbürgerschaft angeklagt worden, der die Texte in IS-Propagandavideos gesprochen haben soll. Der Mann war im Januar 2019 von den QSD in Deir ez-Zor gefangen genommen worden.

In den USA ist nach Angaben des US-Justizministeriums ein Mann angeklagt worden, der die Texte in Propagandavideos der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) gesprochen haben soll. Dem Kanadier wird die Verschwörung zur materiellen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Bei dem Beschuldigten handelt es sich um den 38-jährigen Mohammed Khalifa, der auch als „Abu Ridwan Al-Kanadi“ bekannt ist. Der in Saudi-Arabien geborene Dschihadist mit äthiopischen Wurzeln hat sich im Januar 2019 nach Gefechten im Verlauf der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê“ in Deir ez-Zor den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) ergeben. Später wurde er an die amerikanischen Behörden überstellt. Die Regierung Kanadas hatte sich geweigert, Khalifa zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen. Seit Kurzem befindet er sich im US-Bundesstaat Virginia in FBI-Haft.

Khalifa gab sich kurz nach seiner Gefangennahme als „Mohammad Abdullah Mohammad“ aus | © QSD

Laut Anklage reiste Mohammed Khalifa Anfang 2013 nach Syrien und traf im November desselben Jahres dem IS bei. 2014 stieg er in das Medienbüro der Terrororganisation auf. Dort soll er mindestens 15 Videos in Englische übersetzt und besprochen haben, in denen zu Gewalt aufgerufen wird. Zu diesen soll auch „Flames of War“ (Flammen des Krieges) gehören, eines der am meisten verbreiteten Propagandavideos des IS.

„Wie in der Klageschrift beschrieben, hat Mohammed Khalifa nicht nur auf dem Schlachtfeld in Syrien für den IS gekämpft, sondern war auch die Stimme hinter der Gewalt“, sagte Raj Parekh, amtierender US-Staatsanwalt für den Eastern District of Virginia. Durch seine mutmaßliche führende Rolle bei der Übersetzung, Erzählung und Förderung der Online-Propaganda des IS habe Khalifa die Terrorgruppe unterstützt, bei den weltweiten Rekrutierungsbemühungen geholfen und die Reichweite von Videos erweitert, die die Morde und die wahllose Grausamkeit des IS verherrlichten.

Szene aus dem Propagandafilm „Flames of War“, in dem Khalifa um englischsprachige IS-Rekruten wirbt 

Mohammed Khalifa war eine prominente Figur im sogenannten „Diwan der zentralen Medien“. Laut dem stellvertretenden Direktor des Washington Field Office des FBI, Steven M. D’Antuon, habe er mit seiner englischen Version der IS-Rekrutierungspropaganda zur „Radikalisierung von Einzelpersonen“ beigetragen. Ihm wird vorgeworfen, durch seine Arbeit in der Propagandaabteilung des IS den Tod viele Menschen mitverursacht zu haben.

Zu den Videos des IS-Medienbüros, die während der Zeit von Mohammed Khalifa dort verbreitet wurden, gehören unter anderem auch jene, die Enthauptungen ausländischer Geiseln zeigen. Dazu zählen Aufnahmen der Tötungen der US-amerikanischen Journalisten James Wright Foley und Steven Joel Sotloff, des US-Entwicklungshelfers Peter Edward Kassig sowie der britischen Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning. Sollte Khalifa verurteilt werden, droht ihm die Höchststrafe von lebenslanger Haft. Ein Termin für den Prozessauftakt steht noch nicht fest.