EZLN besucht Europa

Die EZLN will zusammen mit anderen Institutionen der indigenen Selbstorganisierung widerständige Strukturen auf der ganzen Welt besuchen, darunter auch in Europa. Das Ya-Basta-Netzwerk ruft zur Unterstützung auf.

Der öffentliche Beginn der zapatistischen Revolution am 1. Januar 1994 stellte einen Paukenschlag im neoliberalen Taumel nach dem Zusammenbruch des „Realsozialismus“ dar. Ein emanzipatorisches Modell basisdemokratischer Befreiung mit einem Schwerpunkt auf dem Paradigma der Geschlechterbefreiung und des Antirassismus sowie der kollektiven Vielfalt der Identitäten prägt den Kampf der zapatistischen Bewegung. Das sind Ideen und Konzepte, wie sie auch die kurdische Freiheitsbewegung entwickelt hat und in ihren befreiten Gebieten und der Revolution von Rojava lebt.

Weiterer Schritt zur Globalisierung des Widerstands

Die zapatistische Bewegung startet nun eine weitere Offensive, in dem eine große Delegation aus CNI-CIG (Indigener Regierungsrat), der Frente de Pueblos en Defensa del Agua y de la Tierra de Morelos, Puebla y Tlaxcala (Zusammenschluss der Pueblos in Verteidigung von Wasser und Land inMorelos, Puebla und Tlaxcala) und die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional - Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) die fünf Kontinente besuchen wird. Das Ya-Basta-Netzwerk in Deutschland ruft daher alle emanzipatorischen Kräfte auf, sich an der Vorbereitung und der Durchführung der Reise nach ihren Möglichkeiten zu beteiligen. Die Delegation wird zwischen Juli und Oktober 2021 auch Deutschland besuchen. Dieser Besuch stellt die Möglichkeit eines weiteren Schritts in der Vernetzung des globalen Widerstands gegen die kapitalistische Moderne dar. Informationen zur Unterstützung der Reise stellt das Ya-Basta-Netzwerk auf seiner Website zur Verfügung. Das Netzwerk erklärt: „Wir sehen diese Reise auch als Möglichkeit, hier mehr zusammenzuwachsen und mehr auf unsere Gemeinsamkeiten als auf unsere Unterschiede zu schauen – ohne sie zu ignorieren.“

EZLN: „Was uns vereint“

In ihrer Erklärung zu der Reise schreibt die EZLN über die Gemeinsamkeiten der Widerständigen auf der Welt. Diese Menschen vereine, „dass wir uns die Schmerzen der Erde zu eigen machen: die Gewalt gegen Frauen; die Verfolgung und Verachtung der in ihrer affektiven, emotionalen, sexuellen Identität Differenten; die Vernichtung der Kindheit; der Genozid an den Originarios, den indigenen Pueblos; der Rassismus; der Militarismus; die Ausbeutung; die Zerstörung der Natur.“

Patriarchales , hierarchisches System verantwortlich“

Ein weiteres verbindendes Element sei die Verständigung, dass „der Verantwortliche für diese Schmerzen ein System ist. Den Henker stellt ein ausbeuterisches, patriarchales, pyramidenförmiges, rassistisches, räuberisches und kriminelles System dar: der Kapitalismus.“

System nicht reformierbar“

Daraus resultiere das Wissen: „Es ist nicht möglich, dieses System zu reformieren, zu erziehen, abzumildern, zurechtzufeilen, zu zähmen, zu humanisieren“, sowie die Verpflichtung: „Zu kämpfen, überall und jederzeit – jede/r auf ihrem/seinem Gebiet – gegen dieses System – bis es vollständig zerstört ist. Das Überleben der Menschheit hängt von der Zerstörung des Kapitalismus ab. Wir ergeben uns nicht, wir verkaufen uns nicht – und wir geben nicht nach.“

Anspruch auf Homogenität und Hegemonie verstößt gegen das menschliche Wesen“

Ein weiteres einendes Element sei: „Der Kampf für die Menschheit ist weltweit. So wie die laufende Zerstörung keinerlei Grenzen, Nationalitäten, Fahnen, Sprachen, Kulturen, Ethnien anerkennt, so ist der Kampf für die Menschheit überall und jederzeit. Es sind viele Welten, die auf der Welt leben und kämpfen. Und jeder Anspruch auf Homogenität und Hegemonie verstößt gegen die Essenz der menschlichen Wesen: ihre Freiheit. Die Gleichheit der Menschheit liegt in der Respektierung der Differenz. In ihrer Diversität liegt ihre Ähnlichkeit.“

Zuhören statt vorschreiben“

Darauf baut die EZLN die Erkenntnis auf: „Nicht der Anspruch, unseren Blick, unsere Schritte, unsere Begleitungen, Wege und Ziele aufzuzwingen, erlaubt es uns voranzuschreiten, sondern das Hören und Sehen des Anderen, welches – verschieden und unterschiedlich – dieselbe Bestimmung zu Freiheit und Gerechtigkeit hat.“

Treffen auf fünf Kontinenten

Aufgrund dieses Verständnisses sollen „Treffen, Gespräche, Austausch von Ideen, Erfahrungen, Analysen und Einschätzungen“ stattfinden. Intention ist, die Kämpfe kennenzulernen. Es gehe darum „das Andere zu sehen und zu hören“, denn „Andere zu kennen, ist auch Teil unseres Kampfes und Unterfangens – unserer Menschlichkeit.“

Zur Durchführung der Delegation schreibt die EZLN, die Delegation werde Europa, Asien, Afrika, Ozeanien und Amerika besuchen. Die Reise soll mit dem Besuch des europäischen Kontinents in den Monaten Juli, August, September und Oktober 2021 beginnen.

Erklärung unterschreiben

Die EZLN will diejenigen, „die die gleichen Sorgen und ähnlichen Kämpfe teilen; alle ehrlichen Menschen und alle von unten, die in den vielen Ecken der Welt rebellieren und widerstehen“, einladen, „sich anzuschließen, beizutragen, zu unterstützen und an diesen Treffen und Aktivitäten teilzunehmen; und diese Erklärung FÜR DAS LEBEN zu unterschreiben und zu ihrer eigenen zu machen.“ Die Erklärung kann unter diesem Link unterzeichnet werden. http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2021/01/01/gemeinsame-erklarung-eines-teils-des-europas-von-unten-und-der-ezln/