Crew der „Alan Kurdi“ rettet 114 Menschenleben im Mittelmeer
Das Rettungsschiff „Alan Kurdi” der Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat im Mittelmeer 114 Menschenleben gerettet.
Das Rettungsschiff „Alan Kurdi” der Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat im Mittelmeer 114 Menschenleben gerettet.
Das Rettungsschiff „Alan Kurdi” der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat am Samstag vor der libyschen Küste 114 Menschenleben gerettet. Wie die Regensburger Hilfsorganisation mitteilt, sichtete die Wache zunächst ein überladenes Schlauchboot mit 90 Menschen. Kapitän Joachim Ebeling habe umgehend die deutschen und die libyschen Behörden informiert. Nach einem Hinweis der Schutzsuchenden, wonach im Mittelmeer weitere Geflüchtete aus Libyen herumtrieben, sichteten die Seenotretter*innen ein kleineres überladenes Fischerboot mit 24 Menschen, die um Hilfe riefen. Alle 114 Personen, darunter acht Frauen und acht Kinder, befinden sich inzwischen auf der Alan Kurdi. Vier von ihnen werden auf der Krankenstation versorgt, darunter eine schwangere Frau und ein Mann mit schweren Kreislaufbeschwerden. Eine weitere Frau und ein Mann werden mit Schnittwunden behandelt. „Aus Angst davor, von libyschen Milizen zurückverschleppt zu werden, hatten diese Menschen keinen Notruf abgesetzt. Damit gingen sie ein sehr hohes Risiko ein und hatten unwahrscheinliches Glück, dass die Wache sie mit dem Fernglas sehen konnte“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
„Libysche Küstenwache“ ebenfalls in Seenotfälle verwickelt
Kurze Zeit nach dem zweiten Rettungseinsatz habe sich die sogenannte libysche Küstenwache mit hoher Geschwindigkeit genähert. Das Patrouillenboot sei jedoch selbst in einen Seenotfall verwickelt gewesen und dadurch völlig überladen. „Die Libyer kontaktierten die Alan Kurdi nicht, nahmen sich das leere Fischerboot und drehten Richtung Libyen ab. Weder die libyschen Behörden noch die europäischen Rettungsleitstellen reagierten telefonisch oder per E-Mail auf die Notfallmeldungen der Alan Kurdi“, so Sea-Eye. „Inzwischen hat man jede Kommunikation mit Hilfsorganisationen eingestellt und in Europa sieht sich niemand mehr für diese Menschen zuständig. Sie werden den Libyern oder dem Meer ausgeliefert. Doch sie sind jetzt auf einem deutschen Schiff und werden endlich wieder wie Menschen behandelt“, erklärte Jan Ribbeck aus der Einsatzleitung von Sea-Eye.
Sea-Eye unterzeichnet Kaufvertrag für Rettungsschiff Ghalib Kurdi
Unterdessen hat Sea-Eye am Donnerstag den Kaufvertrag für das neue, größere Rettungsschiff, das den Namen „Ghalib Kurdi“ tragen wird, unterzeichnet. Das hatte der Verein bereits am 1. September auf einer Pressekonferenz in Regensburg mitgeteilt. Welches Schiff Sea-Eye ausgewählt hat, wird weiter vertraulich behandelt. Dabei gehe es um reines Risikomanagement. „Es gibt einige Umbauten zu erledigen. Wir sind schlicht um die Sicherheit unserer ehrenamtlichen Helfer*innen und um die Sicherheit des letzten Eigentümers besorgt“, so Isler. Auch bei der Übernahme des ehemaligen, deutschen Forschungsschiffes „Professor Albrecht Penck“ (der heutigen Alan Kurdi) gab Sea-Eye den Namen des Schiffes erst bekannt, als es sicher in den Einsatz starten konnte. „Wir werden das Schiff so schnell wie möglich ausrüsten und dann zusammen mit unseren neuen Kooperationspartner*innen vorstellen, mit denen wir dann in gemeinsame Einsätze aufbrechen werden“, sagte Isler weiter.
Ghalib war der zwei Jahre ältere Bruder von Alan Kurdi, dessen Foto um die Welt ging. Die beiden Brüder und ihre Mutter sind vor fünf Jahren im Mittelmeer ertrunken.