Ägypten warnt Muslimbruderregime vor Angriff auf Sirte

Während Ägypten im Falle eines Angriffs des Muslimbruderegimes auf die libysche Stadt Sirte mit einer Militärintervention droht, bezeichnet der libysche Regierungschef Sarradsch die Erklärung Ägyptens als Kriegserklärung.

Der Libyenkrieg droht immer mehr zu einem Regionalkonflikt in Nordafrika zu werden, in den sich nun auch Ägypten direkt einzumischen droht. Ägypten unterstützte bisher die Regierung in Tobruk und die Libysche Nationalarmee (LNA) General Haftars, welche auch von Russland, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten getragen wird. Die LNA kämpft gegen die international anerkannte Islamistenregierung (Government of National Accord – GNA) in Tripolis, die von der Türkei, Katar und Italien unterstützt wird. Nachdem die GNA Haftars Kräfte in den letzten Wochen immer weiter zurückdrängen konnte, drohen nun die salafistischen Milizen, türkischen Söldner und Soldaten des Sarradsch-Regimes in der ehemaligen IS-Hochburg Sirte einzufallen.

Ägypten sieht sich durch den Vormarsch akut bedroht, insbesondere weil das Militärregime in Ägypten die von der Türkei massiv gestützten Muslimbrüder als akute Bedrohung betrachtet. Die Türkei versucht, mit Hilfe der Muslimbrüder ihren Einflussbereich im Mittelmeerraum auf die Ausmaße des Osmanischen Reichs auszudehnen und bedroht damit Staaten in der ganzen Region.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte mit einer direkten Militärintervention in Libyen gedroht und den Vormarsch der GNA als „rote Linie“ für Ägypten bezeichnet. Das Recht Ägyptens, seine Grenzen zu schützen, rechtfertige eine Intervention auch auf völkerrechtlicher Grundlage. Die GNA bezeichnete diese Drohung als „feindlichen Akt, der einer Kriegserklärung“ gleichkomme. Beobachter*innen befürchten eine weitere Eskalation des Konflikts.