Zwei mutige Freund*innen in Efrîn

Efrîn ist das Land der Menschen, die für das Gute, das Wahre und das Schöne eintreten. Hier trifft man Menschen jeglicher Herkunft.

Im Widerstand von Efrîn treffen sich die Menschen, die sich für das Gute, das Wahre und das Schöne einsetzen. Hier sind Menschen jeder Herkunft und Farbe vertreten. Efrîn ist ein Ort, an dem sich internationalistische Revolutionär*innen zusammenfinden, an dem sie kämpfen und die Werte der Menschheit miteinander teilen.

Vor einer Weile habe ich zwei internationalistische Freund*innen kennengelernt, die beide braungebrannt, sympathisch und herzlich sind. Heute haben wir in der Mittagspause zusammen Tee getrunken und uns unterhalten, ohne auf den Artilleriebeschuss zu achten.

Der eine stammt aus Katalonien. Rok Brossa, oder Avjîn, wie wir ihn nennen, ist in Barcelona geboren und 28 Jahre alt. Er ist Mitglied der internationalistischen Kommune. Außerdem ist er Musiker und spielt Bassgitarre, Klavier und weitere Instrumente. Nach zwölf Jahren Schulbildung ist er fünf Jahre lang auf eine Musikschule gegangen. Da seine Mutter sehr viel arbeitete, hat er viel Zeit bei seinen Großeltern verbracht. Vor sieben Jahren wurde er Teil der revolutionären Bewegung in Spanien und ist seitdem Internationalist. Die kurdische Befreiungsbewegung lernte er 2014 in der Zeit des Kampfes um Kobanê kennen. Aufgrund seiner eigenen anarchistischen Weltanschauung weckte das kurdische antistaatliche Paradigma großes Interesse bei ihm.

Dieses Interesse führte ihn mehrmals nach Kurdistan. Er besuchte Amed (Diyarbakir), Êlih (Batman) und Wan (Van), wo er die kurdische Gesellschaft besser kennenlernte. Danach kam er nach Rojava. Hier beteiligte er sich in allen drei Kantonen sowie in Şengal an der Arbeit. Und jetzt ist er als Mitglied der internationalistischen Kommune in Efrîn. Ich frage ihn: „Wie findest du Efrîn?“ Er antwortet: „Efrîn ist eine kleine Stadt, aber ein Ort des großen Widerstands. Ich schätze mich glücklich, an diesem Widerstand teilhaben zu können. Ich bin zu allem bereit. Hier ist ein sehr gutes demokratisches System aufgebaut worden. Erdoğan greift dieses System an, kann jedoch den Widerstand nicht brechen. Deshalb wird er noch aggressiver. Als Mitglied der internationalistischen Kommune beteilige ich mich nach meinen Möglichkeiten am Widerstand. Ich habe ein gutes Gewissen dabei. Erdoğan kann die hiesige Menschlichkeit niemals besiegen.“

Arîn aus Kastilien

Die andere Freundin kommt aus Kastilien. Sie heißt Sara Anima, wir nennen sie Arîn. Arîn ist in Madrid geboren und aufgewachsen. Sie hat Journalistik studiert. An der Universität hat sie 2009 die revolutionäre Jugend kennengelernt. 2012 hat sie ihr Elternhaus verlassen und ist in eine anarchistische Kommune gezogen. Auch Arîn hat die kurdische Bewegung mit dem Kampf um Kobanê kennengelernt. Vor allem der Befreiungskampf kurdischer Frauen war sehr anziehend für sie. Daher fuhr sie etliche Male in verschiedene Gegenden Kurdistans. Zurück in Spanien versuchte sie die Inhalte der kurdischen Bewegung weiterzuvermitteln. Als sie in Kobanê war, erfuhr sie mehr über Arîn Mîrkan und änderte ihren Namen in Arîn. „Für mich ist Arîn eine schöne und mutige Frau, die sich der Freiheit verschrieben hat. Ich finde keine Worte, um sie zu beschreiben“, sagt sie und wirkt dabei sehr bewegt.

Arîn aus Kastilien ist vor neun Monaten nach Rojava gekommen. Eine Zeitlang war sie mit den YPJ an der Front. Jetzt arbeitet sie im Informationszentrum des Widerstands in Efrîn. Der Widerstand der Bevölkerung in Efrîn habe sie sehr beeindruckt, sagt sie. Auch die Unterstützung der Völker Nordsyriens sei beeindruckend. „Ich glaube daran, dass die Welt eines Tages erkennen wird, welchen Heldenmut es hier gibt“, erklärt sie.

Die beiden kennen sich seit sieben Jahren und haben an vielen Orten zusammen gearbeitet. Die Kurden lernten sie mit Kobanê kennen. Jetzt sprechen beide gut Kurdisch. Ihr Verständnis von Genossenschaft ist ungekünstelt. Sie sind extrem diszipliniert, aber sehr natürlich und bescheiden. Ihre Art, das Leben mit anderen zu teilen, wirkt ernst und prinzipiell. Und beide sind jetzt zusammen in Efrîn.

Es fühlt sich an, als ob wir uns schon ewig kennen würden, als ob wir Kindheitsfreunde und im gleichen Viertel aufgewachsen wären. Sie sind mutig, aufsässig, loyal und widerspenstig – genau wie die Kinder unseres Viertels…

YENI ÖZGÜR POLITIKA