Zehnter Welt-Kobanê-Tag in Frankfurt

Unter dem Motto „10. Welt-Kobanê-Tag – 10 Jahre Sieg über den Islamischen Staat“ feierten der Verein Städtefreundschaft Frankfurt-Kobanê, der kurdische Frauenrat Amara und das Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt (NCK) im Theater Willy Praml.

Zehn Jahre Sieg über den IS

Über 160 Gäste aus verschiedenen Communities nahmen am Donnerstag in Frankfurt am Main an einer Feier zum Welt-Kobanê-Tag teil, welche in Kooperation mit dem Theater Willy Praml und der Rosa-Luxemburg-Stiftung und unter der Schirmherrschaft der Städträtin Tina Zapf Rodriguez, Dezernetin für Klima, Umwelt und Frauen, organisiert wurde.

Nach einer Schweigeminute hielt Theaterleiter Willy Praml eine Begrüßungsrede, in der er betonte, dass die Bevölkerung von Kobanê seit zehn Jahren Widerstand gegen den IS leistet. In den Ruinen Kobanês „erstarkte die kurdische Frauenbewegung, die ungebrochen bis zum heutigen Tag und in Abwehr der Angriffe des Islamischen Staates und des türkischen Staates die Identität der Stadt und ihrer ganzen Region Rojava prägt. Der welthistorische Slogan Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit wurde aus und in den Mündern der kurdischen Frauen zu Jin-Jiyan-Azadî, Frau, Leben, Freiheit! Und so gedenken wir am heutigen Vorabend zum zehnten Welt-Kobanê-Tag der Opfer des bisherigen Freiheitskampfes und feiern die historische Bedeutung dieser für die Zukunft der gesamten Nahost-Region und damit auch für den globalen Frieden so prägenden Freiheitsbewegung.“


Zapf-Rodriguez: Die Frauen in Kobanê sind Vorbilder geworden

In einer Videobotschaft würdigte die Schirmherrin Tina Zapf-Rodriguez „die mutigen Verteidiger:innen gegen den sogenannten Islamischen Staat“, die gegen Terrorismus, Unterdrückung, Aberkennung ihrer Menschen- und Frauenrechte, gegen die Schreckensherrschaft des IS gekämpft haben. „Die Frauen in Kobanê wurden zu Vorbildern für viele andere unterdrückte Frauen. Sie haben ihr Land, ihre Stadt und ihr Rechte verteidigt. Frauen haben Widerstand geleistet und ihre Unterdrückung nicht akzeptiert. Sie haben gekämpft, erlitten Verletzungen und sind gefallen […] Es ist wichtig, dass wir an diese Frauen und ihre Kämpfe erinnern.“

Omar: Lasst uns Rojava lebendig halten

Anschließend betrat der Europa-Vertreter der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES), Dr. Abdulkarim Omar, das Rednerpult und brachte die Stärke und Entschlossenheit der Menschen zum Ausdruck, die sich im letzten Jahrzehnt der Unterdrückung, dem Embargo und den militärischen Angriffen in Rojava und Kobanê widersetzten. Omar sagte, dass alle zerstörten Werte, vom Krankenhaus bis zur städtischen Infrastruktur, von Bildungsbereichen bis hin zu Gesundheit und sozialem Bereich mit der Selbstermächtigung der Völker und mit der Unterstützung der internationalen Solidarität wieder aufgebaut werden und der IS Kobanê damit nicht in die Knie zwingen konnte. Dr. Omar betonte, dass die Menschen Rojava nicht verlassen - trotz all der Widrigkeiten und Besatzungsangriffe seit vielen Jahren. Er erinnerte alle daran, dass nach wie vor ein großer Bedarf an internationaler Solidarität und Unterstützung für die Befreiung der von der Türkei besetzten Städte Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî besteht. Seine Rede beendete der AANES-Vertreter mit dem Aufruf, insbesondere aufgrund der aktuellen Angriffe seitens des türkischen Staates Rojava lebendig zu halten und nachhaltig zu gestalten.

Städtefreundschaft: Was uns mit Rojava verbindet

Die veranstaltenden Gruppen stellten ihre Arbeit vor, wobei der Verein Städtefreundschaft Frankfurt-Kobanê auf die Notwendigkeit hinwies, sich auch hier klar gegen türkischen Nationalismus und Islamismus zu positionieren: „Mit Rojava verbindet uns ein universalistischer Freiheits- und Gleichheitsgedanke.“

Lesung, Musik und Ausstellung

Im Anschluss las die Schauspielerin Birgit Heuser aus Texten von Frauen, die 2014 am Widerstand von Kobanê beteiligt waren. Einige sind bereits in dem Buch „Wir wissen was wir wollen“ veröffentlicht. Ein Text von Evin Nejdet, die die Geschichte von Sara Xelil aufgeschrieben hat, soll demnächst in einem Sammelband erscheinen. Das Publikum war von den Erinnerungen der Frauen sichtlich ergriffen.

Zum Abschluss spielten die bekannte Musikerin Lale Koçgün aus Dersim und ihr Ensemble Stücke aus Mesopotamien in den Sprachen Soranî, Goranî, Kurmancî und Kirmançkî. Nach dem musikalischen Beitrag konnte im Foyer die Fotoausstellung „Jin Jiyan Azadî - Die Errungenschaften der Frauenrevolution“ besichtigt werden. Sie wurde von Kongra Star, der Stiftung der freien Frau in Syrien (WJAS) und Women Defend Rojava erarbeitet und thematisiert den Widerstand in Rojava, Frauenkooperativen, das Frauendorf Jinwar, ökologische Frauenlandwirtschaft, die Ausbildung in Gesundheitszentren und Universitäten, Berufsausbildung, Frauenkommunen und Jineoloji, die Wissenschaft der Frau und des Lebens. Gezeigt wird der Kampf von Frauen für ein gleichberechtigtes und freies Leben in allen Bereichen in Rojava. Die beeindruckende Ausstellung kann hier bestellt werden: [email protected]