Warum die Angriffe auf Ain Issa verstärkt werden

Die Angriffe der türkischen Invasionstruppen und ihrer Söldner auf die nordsyrische Stadt Ain Issa haben massiv zugenommen. Baz Cindirês, einer der Kommandanten der QSD, berichtet vom erfolgreichen Widerstand und den Hintergründen der Attacken.

Um den 21. März herum kam es zu den bisher schwersten Gefechten im selbstverwalteten Landkreis Ain Issa. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) konnten die heftigen Angriffe zurückschlagen. Einer der Kommandanten der QSD, Baz Cindirês, analysiert im ANF-Gespräch die Hintergründe der Angriffe.

Warum hat der türkische Staat die Angriffe auf Ain Issa ausgeweitet?

Seit der Besetzung von Girê Spî hat der türkische Staat versucht, seine Gebiete auf Ain Issa auszudehnen. Ain Issa hat eine strategisch bedeutsame Lage. Deshalb gab es immer wieder Angriffe. Sie wurden jedoch sporadisch durchgeführt und jeder Angriff wurde durch die QSD zurückgeschlagen. Dann begannen intensive Angriffe auf die Dörfer Muelek, Mişêrfa, Seyda und Cehbel. Diese Dörfer sind der Schnellstraße M4 am nächsten. Da die Besatzer nicht direkt in Ain Issa einfallen konnten, wollten sie die Stadt umzingeln, indem sie zunächst die genannten Dörfer zu besetzen versuchten. Wenn sie Ain Issa eingekreist haben, greifen sie die Stadt an. Aber ihre Versuche wurden jedes Mal von den QSD zurückgeschlagen.

Am 19. März gingen sie wieder in die Offensive. Es ist natürlich bezeichnend, dass sie diesen Angriff zu Newroz durchgeführt haben. Die ganze Welt weiß, dass Newroz für alle Kurden wichtig und heilig ist. Der 21. März wird von Kurden auf der ganzen Welt mit großer Begeisterung gefeiert. Die Eindringlinge wählten diese Zeit, um diese Begeisterung zu treffen und das Volk zu demoralisieren.

Türkei setzte Kampfflugzeuge ein“

Die QSD haben das verhindert. Die Angriffe waren sehr heftig. Die feindlichen Truppen kamen bis zum Eingang des Dorfes Seyda, wurden jedoch infolge des großen Widerstands unserer Kämpferinnen und Kämpfer besiegt. Sie mussten sich unter zahlreichen Opfern zurückziehen. Am ersten Tag der Angriffe, dem 19. März, wurden zwei gepanzerte Fahrzeuge der Angreifer zerstört. Sie hatten 15 Tote und viele Verletzte zu beklagen. Am zweiten Tag griffen sie erneut an. An diesem Tag wurden sie am härtesten getroffen. Erneut wurden zwei ihrer Fahrzeuge zerstört, zwei weitere wurden beschädigt und sie zogen sich mit 18 Verlusten zurück. Am dritten Tag griffen sie am Morgen erneut an, aber auch dieser Angriff wurde durch den mutigen Widerstand der QSD gebrochen. Es hatte zuvor Flüge über der Region gegeben, aber es wurde nicht angriffen. Diesmal griffen die Kampfflugzeuge an. Trotzdem hielten die Stellungen der QSD und die Angreifer konnten die Dörfer nicht besetzen.

Russland glaubt immer noch, durch die Türkei Druck aufbauen zu können“

Wie bewerten Sie das Schweigen Russlands als Garantiemacht des Waffenstillstands?

Wie gesagt, diese Angriffe sind schon seit einiger Zeit im Gange. Und der Zweck dieser Angriffe ist es, in Ain Issa einzudringen, die M4 zu kontrollieren und die Verbindung zwischen den Städten in der Region zu unterbrechen. Da dies aber nicht funktionierte, hat der türkische Staat Militärbasen entlang der Schnellstraße M4 errichtet, um sie so unter seine Kontrolle zu bekommen. Bisher sind fünf Militärstützpunkte aufgebaut worden. Diese Stützpunkte sind an einigen Orten wenige Kilometer und an anderen nur 500 Meter von Ortschaften entfernt. Diese Entfernungen ändern sich von Ort zu Ort. Es geht darum, den Verkehr der Bevölkerung zu kontrollieren und die Benutzung der Straße zu verhindern, indem Angst verbreitet wird. Als der türkische Staat diese Stützpunkte errichtete, gab es von Zeit zu Zeit Aktionen unserer Kämpferinnen und Kämpfer dagegen. Der türkische Staat ist in unser Land gekommen und besetzt es. Die QSD werden sich dem immer entgegen stellen.

Russland hingegen hat gemeinsam mit dem Baath-Regime drei militärische Beobachtungsposten eingerichtet. Angeblich sollten diese Stützpunkte gebaut werden, um die Angriffe auf die Region einzudämmen und zu kontrollieren, inwiefern sich die Türkei an das Abkommen von 2019 hält. Nach der Errichtung dieser Punkte hat sich die Lage jedoch verschlimmert. Die Angriffe intensivierten sich weiter und die Türkei erhöhte die Zahl ihrer Militärstützpunkte. Angeblich wurden die russisch-syrischen Beobachtungspunkte eingerichtet, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, damit sie weiter in ihren eigenen Dörfern leben können. Der Angriff vom 19. März zeigt aber auch, dass dies keineswegs die Absicht war. Die Menschen aus Seyda und Muelek wollten nach Hause zurückkehren. Sie bestanden immer wieder darauf. Also haben wir versucht, entsprechende Bedingungen für diese Menschen zu schaffen. Wir haben dies den russischen Kräften gesagt und sie haben akzeptiert, dass die Menschen sicher nach Hause zurückkehren können. Russische Truppen begleiteten die Bevölkerung bei ihrer Rückkehr. Aber als die Leute das Dorf betraten, wurden sie zum Ziel von Angriffen des türkischen Staates und seiner Söldner. Obwohl diese Angriffe vor den Augen der russischen Truppen stattfanden, haben diese bis zum Ende geschwiegen.

Macht Russland weiter Druck, das Gebiet an das Baath-Regime zu übergeben?

Vor einiger Zeit gab es Berichte des Baath-Regimes und der russischen Regierung nahestehender Medien, dass die QSD Ain Issa an das Baath-Regime übergeben würden. Diese Nachricht wurde von Russland produziert und war natürlich unwahr. Tatsächlich spiegelt das Russlands Wünsche wider. Alle wissen sehr genau, dass die QSD Orte, für die sie Blut vergossen haben, nicht einfach so aufgeben. Russlands Ziel dabei ist es, das Baath-Regime vor Ort zu stärken und ihm die Kontrolle über das Gebiet zu übergeben. Das soll durch die Angriffe erreicht werden. Russland will uns mit den Angriffen unter Druck setzen und ebnet durch sein Schweigen den Weg dafür. Bei jedem Angriff stattfindet wird Russland jedoch Zeuge des Widerstands der QSD. Sie sehen sehr deutlich, dass kein Ort einfach so übergeben wird. Unser Widerstand wird bis zur letzten Kämpferin und bis zum letzten Kämpfer andauern. Wir werden unser Volk weiter schützen. In der Region gibt es seit langem Angriffe, und diese Angriffe halten an. Doch unsere Haltung ist klar. Wir werden nicht nachgeben. Wir werden unser Versprechen an unser Volk einhalten und dem Weg der Gefallenen folgen. Wir werden dieses Land schützen.