US-Kampfjet schießt türkische Drohne in Rojava ab

Eine mit Luft-Boden-Raketen bewaffnete türkische Drohne wurde im Nordosten Syriens von einer US-amerikanischen F-16 vom Himmel geholt. Es ist das erste Mal, dass das US-Militär ein Flugobjekt seines NATO-Verbündeten Türkei abgeschossen hat.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist wohl eine türkische Kampfdrohne von einem US-amerikanischen Kampfjet abgeschossen worden. Das unbemannte Flugobjekt soll über den von US-Truppen und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) genutzten Stützpunkt bei Tell Beydar geflogen sein, berichteten zuerst das Rojava Information Center und die Frauenverteidigungseinheiten YPJ auf X. US-Medien, darunter „Politico“ und das „Wall Street Journal“, melden nun unter Berufung auf „mit der Situation vertraute Personen“, dass die Drohne von einem amerikanischen Kampfjet vom Typ F-16 vom Himmel geholt wurde.

Die Drohne war demnach mit Luft-Boden-Raketen bewaffnet und wurde als Bedrohung für die US-Truppen und die QSD auf dem Stützpunkt Tell Beydar etwa 25 Kilometer nordöstlich von Til Temir eingestuft. Bei dem unbemannten Flugsystem handele es sich um eine vom türkischen Rüstungshersteller Baykar gebaute Bayraktar TB2. Die Drohne agiert zumeist auf mittlerer Flughöhe und kann lange in der Luft bleiben. Hauptsächlich wird die Drohne für die türkische Armee produziert, wird inzwischen aber in über 20 Länder verkauft.

Videoaufnahmen wie diese auf X zeigen das brennende und abstürzende Flugobjekt 

Ankara bestreitet Verlust von Drohne

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, stritt ein Sprecher des türkischen Verteidigungsministeriums ab, dass die abgeschossene Drohne zur türkischen Armee gehörte. Wem die Maschine stattdessen gehören sollte, sagte der Sprecher nicht. Sollte der vom US-Außenministerium bisher nicht kommentierte Vorfall zutreffen, wäre es das erste Mal, dass das US-Militär ein Flugobjekt seines NATO-Verbündeten Türkei abgeschossen hat. Ob sich die Spannungen zwischen Washington und Ankara dadurch verschärfen, bleibt abzuwarten.

Luftoffensive gegen lebenswichtige Infrastruktur

Die Türkei hat am Donnerstag ihre seit langem schwersten Angriffe auf die zivile Infrastruktur in der nordostsyrischen Autonomieregion verübt. Mindestens 15 Killerdrohnen drangen in den von den USA kontrollierten Luftraum der AANES ein und bombardierten lebenswichtige Einrichtungen wie Umspannwerke und Elektrizitätsverteilerstationen, Wasserpumpstationen, Öl- und Gasförderanlagen sowie Tankstellen, einen Staudamm, Fabriken, ein Vertriebenenlager sowie mehrere Dörfer. Dabei wurde unter anderem die Stromversorgung in Hesekê, Qamişlo und Amûdê getroffen, weite Teile sind von der Versorgung abgeschnitten. Nach Angaben der Sicherheitsbehörde Asayîş starben mindestens sechs Angehörige ihres Personals sowie zwei Zivilpersonen, weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Das Rojava Information Center meldete zwei weitere Todesopfer: Die beiden Getöteten sollen in der Gemeinde Çelebiyê im Kanton Kobanê mit einem Motorrad unterwegs gewesen sein, als sie von einer türkischen Drohne erfasst wurden.

Angekündigte Kriegsverbrechen

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hatte am Mittwoch vermeintliche Infrastruktur der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Irak und in Syrien als legitime Angriffsziele benannt und behauptet, die beiden an der Fedai-Aktion auf das Innenministerium vergangenen Sonntag in Ankara beteiligten Guerillakämpfer seien in Nordsyrien ausgebildet worden und von dort über die hochgesicherte Grenze in die Türkei gelangt. Die Behörden und Verteidigungskräfte der AANES als auch die PKK wiesen diese Darstellung als „Lüge“ zurück und sprachen von einem konstruierten Kriegsvorwand.