Eine Abordnung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) hat am Samstag das Sina-Gefängnis in Hesekê besucht, um die Bedingungen der internierten Minderjährigen zu überprüfen. In dem Haftzentrum waren zum Zeitpunkt der versuchten Erstürmung durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) am 20. Januar 4.100 Islamisten interniert, die den bewaffneten Einheiten des IS angehörten. Ungefähr 700 Minderjährige befanden sich in einem gesonderten Block, der als Rehabilitationszentrum genutzt wurde. Diese Jungen im Alter unter 18 Jahren wurden vor ihrer Internierung in der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ militärisch ausgebildet und ideologisch indoktriniert.
Wie die Pressestelle der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) mitteilt, wurde die von Bo Victor Nylund, dem UNICEF-Vertreter in Syrien, geleitete Delegation über die Situation im Gefängnis und insbesondere der Minderjährigen informiert.
Video: Pressestelle der QSD
Der UNICEF-Vertreter Nylund erklärte im Anschluss an den Besuch, dass die Situation der internierten Minderjährigen „unglaublich prekär“ sei: „Die Kinder hätten gar nicht erst dort sein dürfen. UNICEF arbeitet derzeit daran, die Kinder sofort in Sicherheit zu bringen und zu betreuen, während wir weiterhin alle Beteiligten auffordern, dringend langfristige Lösungen im besten Interesse der Kinder zu finden. UNICEF erkennt die Bemühungen der lokalen Behörden an, die Situation innerhalb und außerhalb des Gefängnisses zu stabilisieren. Die Arbeit, die geleistet wurde, um den Zustand der Kinder zu beurteilen und ihre Betreuung und ihren Schutz zu unterstützen, war von unschätzbarem Wert und muss fortgesetzt werden.“
Laut Nylund sind einige der Inhaftierten erst zwölf Jahre alt. Der UNICEF-Vertreter wiederholte die Forderung nach sofortiger Freilassung der Minderjährigen und ihre Übergabe an Kinderschutzorganisationen. UNICEF sei bereit, „die rasche und systematische Rückführung ausländischer Kinder und die Wiedereingliederung von Kindern in Syrien in ihre Herkunftsgemeinschaften zu unterstützen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen. Für die Zehntausende von Kindern, die im Nordosten Syriens festsitzen, zählt jeder Tag. Das derzeitige Tempo der Rückführung und Wiedereingliederung von Kindern, die im Nordosten Syriens gestrandet sind, ist viel zu langsam. Das ist inakzeptabel."
Die Forderung nach einer Rückführung ausländischer IS-Angehöriger stellt die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien seit vielen Jahren vergeblich an die Herkunftsstaaten. Der Außenbeauftragte Abdulkarim Omar hat in einem am Freitag veröffentlichten ANF-Interview erneut die internationale Staatengemeinschaft für ihre Gleichgültigkeit kritisiert und erklärt: „Es ist nicht verwunderlich, dass sich Orte wie Lager oder Gefängnisse zu Brutstätten des IS entwickeln. Insbesondere in den Camps wächst eine neue IS-Generation heran, die Kinder werden indoktriniert. In Anbetracht der prekären und unmenschlichen Bedingungen, unter denen sie leben, ist es unvermeidlich, dass diese Kinder mit Hass und Wut aufwachsen und die IS-Attentäter von morgen sind. Wir sagen es klar und deutlich: Der einzige Grund, warum diese Probleme nicht gelöst werden können, ist die Tatsache, dass sich die internationale Staatengemeinschaft ihrer Verantwortung entzieht. Bei jedem Treffen, jedem Gespräch und jeder abgegebenen Erklärung haben wir wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass alle Akteure ihre Rolle spielen und dazu beitragen müssen, damit der IS irgendwann ein für alle Mal der Vergangenheit angehört.“