Mehrere hundert Minderjährige, die zuletzt im Sina-Gefängnis in Hesekê interniert waren, sind am Freitag zur Rehabilitation in spezialisierte Traumazentren verlegt worden. Es handelt sich um etwa 700 Jungen unter 18 Jahren, die vor ihrer Internierung in der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ militärisch ausgebildet und ideologisch indoktriniert worden sind. Nun sollen sie in verschiedenen Einrichtungen im nordostsyrischen Autonomiegebiet Programme für die psychische Rehabilitation durchlaufen.
Die internierten Jugendlichen waren bis vor kurzem in einem gesonderten Block in der Haftanstalt im Stadtteil Xiwêran untergebracht, der als Rehabilitationszentrum genutzt wurde. Bei der versuchten Erstürmung des Gefängnisses in der vergangenen Woche und tagelangen Gefechten wurden sie von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht. Am Mittwoch forderte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) die Freilassung der Minderjährigen. Sie hätten niemals in Militärgewahrsam genommen werden dürfen und seien unverzüglich in Sicherheit zu bringen, sagte UNICEF-Generaldirektorin Henrietta Fore.
Die jugendlichen Internierten werden verlegt | Foto: Nazım Daştan / MA
Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) begrüßten die Erklärung, wiesen jedoch auf einige Fakten hin, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Wie es in einer Stellungnahme heißt, sahen sich die QSD gezwungen, diese Kinder „zu ihrer eigenen Sicherheit und der Sicherheit der Gemeinschaft als eine entscheidende Zwischenmaßnahme festzuhalten, bis eine angemessene Lösung für dieses Problem gefunden“ werde.
Vergebliche Appelle an den Westen
Die QSD haben in der Vergangenheit vergeblich sowohl die Vereinten Nationen als auch die internationale Gemeinschaft aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und nach „echten Lösungen“ zu suchen, indem sie nicht-syrische Kinder repatriieren, sie rehabilitieren, sie in ihre Gemeinschaften integrieren und ihr Recht auf eine normale Kindheit gewährleisten. „Wir haben die internationale Gemeinschaft und die humanitären Organisationen aufgefordert, die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien angemessen zu unterstützen, um Rehabilitationszentren für syrische und ausländische Kinder zu errichten und auszustatten, bis sie in ihre Heimat zurückkehren, aber diese Aufrufe stießen auf taube Ohren“, kritisiert das Militärbündnis.
Herkunftsländer „moralischen und rechtlichen Verpflichtungen“ nicht nachgekommen
Doch die Vereinten Nationen sowie die meisten Mitgliedstaaten, insbesondere solche, deren Staatsangehörige mit dem IS in Verbindung stehen, hätten die Lage ihrer inhaftierten Bürgerinnen und Bürger in Nord- und Ostsyrien ignoriert und seien ihren „moralischen und rechtlichen Verpflichtungen“ nicht nachgekommen, so die QSD. Die Autonomieverwaltung müsse die Last des Erbes des IS-Terrorismus über Jahre hinweg über ihre begrenzten Mittel und Kapazitäten hinaus tragen. Die UNO sei daher aufgefordert, auf Herkunftsländer einzuwirken, damit das Tempo der Rückführungen, vor allem von Kindern und Frauen, beschleunigt werde. „Wir fordern auch UNICEF und humanitäre Organisationen auf, die Autonomieverwaltung durch einen klaren Aktionsplan nachhaltig beim Bau von Rehabilitationszentren zu unterstützen, die humanitären und internationalen Standards entsprechen und nicht in der Umgebung der Gefängnisse liegen.“