Turkmenischer Repräsentant: Wir stehen an der Seite der QSD

Der Vertreter der Turkmenischen Union im selbstverwalteten Minbic, Cuma Ali Haydar, unterstreicht die Entschlossenheit der Bevölkerung, die Stadt gegen eine mögliche Invasion der Türkei zu verteidigen.

Die nordsyrische Stadt Minbic und ihre Umgebung stehen ganz oben auf der Angriffsliste der Türkei. Bis ins Jahr 2016 war die Stadt vom IS besetzt und bildete einen wichtigen Kontaktpunkt zwischen dem türkischen Staat und dem „Kalifat“ der Terrororganisation: Über Minbic lief ein Großteil der IS-Logistik, die mit Unterstützung des türkischen Geheimdienstes MIT in die Region gebracht wurde. Ebenso reisten Dschihadist:innen über Minbic und die Türkei zum IS oder zur Verübung von Anschlägen in die ganze Welt aus. Entsprechend getroffen waren sowohl der IS als auch die Türkei, als Minbic von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) befreit wurde. Nun setzten angebliche „Antiterroroperationen“ der Türkei freilich nicht gegen den IS, sondern gegen die befreite Bevölkerung und die Befreier:innen ein und Minbic wird seitdem fast täglich insbesondere von türkischer Artillerie beschossen. Immer wieder kündigte die Türkei eine Großinvasion an, die unter anderem in Minbic beginnen soll. Dabei versucht sich der türkische Staat auf turkmenische Minderheiten der Region zu beziehen, um panturkistische, türkisch-faschistische Kreise noch stärker zu mobilisieren. Die turkmenische Bevölkerung hat sich diesem Missbrauch von Anfang an verweigert und auf allen Ebenen in der radikaldemokratischen Selbstverwaltung ihren Platz eingenommen.


„Der türkische Staat versucht den Willen der Bevölkerung zu brechen“

Der stellvertretende Ko-Vorsitzende des Autonomierats von Minbic, Cuma Ali Haydar, ist Vertreter der Turkmenischen Union und äußert sich im ANF-Gespräch über die Perspektive der turkmenischen Bevölkerung auf die Angriffe der Türkei und die akuten Invasionsdrohungen. Haydar unterstreicht, die turkmenische Bevölkerung wolle ein Leben in Stabilität und Demokratie und kämpfe dafür. Allerdings zielten die türkischen Angriffe auf die Region darauf ab, den Willen der Bevölkerung der Region zu brechen und Chaos zu stiften. „Wir arbeiten hier an unserem eigenen Projekt und werden unsere Prinzipien und unsere Errungenschaften gegen alle Angriffe, schmutzigen Allianzen und Komplotte verteidigen.“

„Wir haben das Recht uns zu verteidigen“

Haydar weist darauf hin, dass Nord- und Ostsyrien niemanden angegriffen habe, und zitiert den von Abdullah Öcalan geäußerten Grundsatz: „Selbst wenn wir die gesamte Technologie und Macht der Welt kontrollierten, würden wir niemanden angreifen, aber wir werden uns gegen jeden Angriff verteidigen. Dazu haben wir das Recht.“ Er fährt fort: „Der türkische Staat will die Region destabilisieren, die Wirtschaft zum Erliegen bringen, das Zusammenleben der Völker stören und sie gegeneinander aufbringen. Er will die gesamte Region besetzen und seine eigene Herrschaft etablieren. Ich lebe in einem Dorf an der Grenzlinie und bin fast jeden Tag den Angriffen des türkischen Staates ausgesetzt. Der Grund für die Aggressivität liegt in der großen Angst dieses Staates vor dem Projekt der autonomen Verwaltung.“

„Russland übt Druck auf Damaskus aus, sich mit Ankara zu versöhnen“

Haydar sieht auch die geopolitischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs in der Region: „Russland übt Druck auf die Regierung in Damaskus aus, sich mit Ankara zu versöhnen. Wir, die Menschen in Nordostsyrien, fordern, dass ein Abkommen oder Gespräche unter Beteiligung aller Völker und Parteien Syriens stattfinden müssen. Die Völker Syriens sollten mit allen Parteien zusammenkommen, diskutieren und die Grundlage für ein freies Land schaffen.“

„Wir werden unser Land niemandem überlassen“

Haydar unterstreich die Notwendigkeit zum Dialog mit allen Kräften, die Frieden, Stabilität und Demokratie wollen: „Als turkmenisches Volk streben wir, wie alle Völker Nord- und Ostsyriens, nach einem demokratischen, freien und friedlichen Leben. Unsere Suche findet ihren Ausdruck im Projekt der demokratischen Nation. Wir bemühen uns, in unserem eigenen Land gemeinsam mit allen Völkern im Rahmen des demokratischen Systems zu leben. Wir haben bisher kein Volk oder keinen Staat angegriffen.“ Angesichts der türkischen Invasions- und Vertreibungspolitik fährt er fort: „Jeder sieht, dass der türkische Staat ein Besatzungsstaat ist und unsere Gebiete stündlich und täglich angreift. Dieses Land gehört uns, dieser Boden gehört uns. Wir werden unser Land niemandem überlassen.“

„Wir stehen an der Seite der Verteidigungskräfte“

Haydar sieht in der Selbstverwaltung die legitime Repräsentation des Willens der Menschen der Region und betont, dass in den QSD „die Kinder aller Völker der Region“ kämpfen. Er schließt mit den Worten: „Wir werden unser Land an der Seite unserer Kinder verteidigen. Ich sehe es in meinem Dorf: Der türkische Staat greift jeden Tag an. Er schießt auf unsere Felder und Häuser, aber die Menschen setzen ihr tägliches Leben fort und machen einfach weiter. Dies zeigt, dass es dem Feind auf keinen Fall gelingen wird, unseren Willen zu brechen. Wir sind unserem eigenen Projekt, unseren Grundsätzen und unseren Errungenschaften entgegen allen Angriffen, schmutzigen Allianzen und Komplotten verpflichtet.“