„Türkischer Staat versucht Völker gegeneinander aufzuhetzen“

Semir Hebak vom Komitee der Tscherkess:innen im nordsyrischen Minbic warnt, der türkische Staat versuche die Gebiete Nordsyriens voneinander zu trennen und die Völker in einen ethnischen Krieg zu stürzen.

In der Selbstverwaltung von Rojava und Nord- und Ostsyrien sind alle ethnischen Identitäten der Region vertreten. Die türkische Regierung versucht, die Selbstverwaltung jedoch immer wieder als „kurdisch beherrschtes Projekt“ darzustellen und die Völker der Region gegeneinander aufzuhetzen. Semir Hebak ist Mitglied im Komitee der Tscherkess:innen von Minbic. Er berichtet im ANF-Gespräch von der Entschlossenheit der tscherkessischen Bevölkerung, das Projekt der Demokratischen Nation zu verteidigen und weiterzuentwickeln, und ruft alle Völker auf, sich an die Seite der Selbstverwaltung und der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) zu stellen.


Hebak sagt, das Ziel der seit Jahren andauernden türkischen Angriffe auf die Region sei klar; es gehe darum, die Gebiete voneinander abzuschneiden, für Chaos zu sorgen und die Völker in einen ethnischen Krieg zu stürzen. Er führt aus: „Die Angriffe erfolgen nicht nur militärisch, sondern auch mit den Mitteln der psychologischen Kriegsführung und der Anwerbung von Agenten. Der türkische Staat versucht sich so darzustellen, als ob er nur gegen die Kurden kämpfe, aber wir wissen, dass die Kurden nicht sein einziges Ziel sind. Die Völker im Nordosten Syriens befinden sich alle im Visier des türkischen Staates. In Südkurdistan verfolgt er dieselben Absichten. Er will Konflikte schaffen, vor allem zwischen Kurden, Arabern und Turkmenen. Er kämpft gegen eine Einheit unter den Völkern.“

Anstelle des Projekts der Demokratischen Nation, in dem alle Identitäten vertreten sind, wolle der türkische Staat die Menschen seinem neosmanischen Traum folgend erneuter Vernichtung und Assimilation unterwerfen. Mit Blick auf die tscherkessische Geschichte sagt Hebak: „Die Osmanen verursachten, auch mit Unterstützung der Russen und der Briten, große Zerstörung in diesem Land. Damals erlebte das tscherkessische Volk ein großes Massaker und eine massive Assimilationspolitik. Durch osmanische Hand wurden wir einer schlimmen Assimilation unterzogen und über die ganze Welt verstreut. Wir wurden auf Jordanien, Libanon, Syrien, den Irak und viele andere Länder verteilt. Wenn der türkische Staat Erfolg hat, werden uns die gleichen Dinge wieder erwarten. Deshalb werden wir den neoosmanischen Plänen im Weg stehen. Mein Aufruf an alle Völker: Stellen wir uns gemeinsam an die Seite der Selbstverwaltung und der QSD.“