Türkischer Bombenterror dauert unvermindert an

Die türkische Luftwaffe greift weiterhin Nord- und Ostsyrien an. In Kobanê wurden Feuerwehrleute bei Löschmaßnahmen auf einem zuvor bombardierten Fabrikgelände attackiert, in Amûdê sind zwei Arbeiter einer Mühle verletzt worden.

Der türkische Staatsterror gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ dauert auch am Sonntagnachmittag unvermindert an. Kampfflugzeuge und Drohnen der Türkei kreisen weiterhin am Himmel über der Region und greifen Infrastruktur sowie Zivilbevölkerung an. Es gibt Verletzte.

In Kobanê wurden Feuerwehrleute von türkischen Kampfbombern ins Visier genommen, die Löschmaßnahmen auf dem Gelände einer ehemaligen Zementfabrik durchführten. Die Fabrik in der südöstlich des Kantons gelegenen Ortschaft Çelebiyê (al-Dschalabiyya) war früher am Tag bereits mindestens dreimal aus der Luft beschossen worden. Von der Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA) veröffentlichte Aufnahmen zeigen, dass der Einschlag in einem Lager nur wenige Meter von einem Löschfahrzeug passierte, auf dem sich ein Mitarbeiter der Feuerwehr befand.


Weitere Angriffe in Kobanê richteten sich gegen die Getreidelager und einen kleinen Wald am südlichen Stadtrand. Zuvor waren in dem Kanton bereits ein Viehhof, eine Basis der Sicherheitsbehörde Asayîş und ein Elektrizitätswerk, das rund 300 Dörfer in der Region mit Strom versorgte, bombardiert worden. Die Anlage ging vom Netz, tausende Haushalte sind von der Energieversorgung abgeschnitten.

In Qamişlo kam es zu Luftschlägen gegen die Stromversorgungseinrichtung in Hîzama Bakur, es brach ein Großbrand aus. Aus Amûdê werden ebenfalls Angriffe auf lebenswichtige Energie-Infrastruktur gemeldet. Betroffen von den Attacken ist ein Umspannwerk, außerdem wurden die Dörfer Merkeba und Kotih angegriffen. Darüber hinaus ist die am Rande der Verbindungsstraße zwischen Amûdê und Hesekê gelegene Mühle von Kampfbombern erfasst worden. Zwei Arbeiter wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Damit steigt die Zahl der Verletzten der Angriffe von heute auf mindestens fünf an.

Den dritten Tag in Folge greift die Türkei die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien aus der Luft an, zusätzlich zu schweren Bombardements in der Kurdistan-Region Irak (KRI). Die Staatsführung in Ankara rechtfertigt die Angriffe mit „Vergeltung“ für den Tod türkischer Soldaten bei „grenzüberschreitenden Operationen“ im Nordirak, verweist aber zugleich auf das Recht auf Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Das Völkerrecht kennt jedoch kein Recht auf Vergeltung.

Täuschungsmanöver als Kriegsgrundlage?

Derweil warnen Aktivisten davor, dass die Türkei von ihrer Luftwaffe auf eigenes Staatsgebiet verübte Angriffe den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) beziehungsweise den Volksverteidigungseinheiten (YPG) zuschreiben könnten, um eine Grundlage für einen neuerlichen Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien zu schaffen. In der kurdischen Grenzstadt Pirsûs (tr. Suruç), die in der Provinz Riha (Urfa) und direkt gegenüber Kobanê liegt, sei es zu Bombenabwürfen auf ein ländliches Gebiet gekommen.

Lokale Medien gaben demnach vor, dass es sich um mutmaßliche Drohnenangriffe mit Quelle Rojava handeln würde. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ankara sein eigenes Staatsgebiet bombardieren lässt und den Vorfall den YPG/QSD zuschreibt, um eine Grundlage für Kriegsverbrechen zu fabrizieren.