Seit zwei Tagen beschießt die türkische Armee im nordostsyrischen Til Temir die Ortschaft Um al-Keyf mit Artilleriegranaten. Aufgrund der gezielten Angriffe wurde das Stromnetz beschädigt; Til Temir kann seitdem nicht mehr mit Strom versorgt werden. Die Stromverteilstation befindet sich auf dem Gelände des Weilers Çêleka in unmittelbarer Nähe eines Kontrollpostens der syrischen Armee. Dort sind auch russische Soldaten stationiert. Durch den türkischen Beschuss wurde das Umspannwerk massiv beschädigt.
„Zwei Hauptleitungen zerstört“
Nach Angaben von Feyat Ismail vom lokalen Stromanbieter ist das Stromnetz durch Einschläge von aus Haubitzen abgeschossenen Granaten beschädigt worden. „Zwei Hauptleitungen, die in die Stadt führen, sind vollständig zerstört. Wir versuchen nun die Verbindung so schnell wie möglich wiederherzustellen. Aber aufgrund des türkischen Beschusses ist es sehr schwer, das Umspannwerk zu erreichen.“
„Russland und das Regime schauen bei den Angriffen einfach zu“
Hilala Hamidi, eine Einwohnerin in Til Temir, vermutet hinter den Angriffen eine gezielte Politik der Vertreibung. „Sie wollen, dass wir die Stadt verlassen. Verschwinden sollten aber der türkische Staat und seine Milizen. Dieses Land gehört uns. Das syrische Regime und die Russen sind angeblich hier, um uns zu schützen. Bisher haben sie jedoch nichts in dieser Hinsicht unternommen. Die Türkei und ihre Verbündeten greifen an, aber die Regimetruppen und ihre Schutzmacht sehen einfach nur zu.“
Hilala Hamidi
„Angeblich gibt es eine Waffenruhe, aber wir werden täglich angegriffen“
Mit ähnlichen Worten beschreibt der Zivilist Selman Yunis die Lage in Til Temir: „Jeden Tag wird die Zivilbevölkerung grausam angegriffen. Seit zwei Tagen haben wir deshalb keinen Strom mehr. Die Besatzungstruppen wollen unseren Landkreis räumen. Russland und das Regime schweigen zu den Angriffen. Das zeigt, dass sie Komplizen sind. Es gibt eine sogenannte Waffenruhe, aber wir werden jeden Tag angegriffen. Das Umspannwerk ist sehr nah an einer russischen Basis. Die Russen sehen die Angriffe zwar, unternehmen aber nichts. Wir akzeptieren den türkischen Staat und seine Milizen nicht.“