Die Türkei droht mit einer Offensive östlich des Euphrat die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens zu besetzen. An der Grenze nach Rojava hat die türkische Armee bereits massiv Truppen zusammengezogen. Währenddessen jährt sich am morgigen Freitag die Revolution von Rojava zum siebten Mal. Eine Invasion in der multiethnischen und multireligiösen Region würde das Ende des seit Jahren voranschreitenden Demokratisierungsprozesses zur Folge haben.
In Rojava wird das Paradigma des inhaftierten kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalans umgesetzt: Eine organisierte Gesellschaft ohne einen Staat auf der Grundlage von Basisdemokratie, gleichberechtigter Vertretung aller religiösen und ethnischen Gruppen, der Gleichberechtigung der Frauen und einer ökologische Verantwortung – eine Alternative jenseits repressiver nationalstaatlicher Regime, ausbeuterischer Umstrukturierung von außen, islamistischem Terror und Unterdrückung. Doch das gesellschaftliche Projekt Rojava ist heute von allen Seiten akut bedroht, insbesondere durch die aggressive Einmischung und Machtpolitik des türkischen Staates. Nach der Besatzung des nordsyrischen Kantons Efrîn im März 2018 mit Unterstützung türkeitreuer Dschihadistenmilizen schmiedet das Erdoğan-Regime erneut Invasionspläne.
Gegen die angedrohte Besatzung Rojavas formiert sich jedoch Widerstand. Die Bevölkerung protestiert mit vielfältigen Aktionen gegen die Ambitionen Ankaras, die Autonomieverwaltung hat bereits klargestellt, alle Errungenschaften der Völker Nord- und Ostsyriens zu schützen und zu verteidigen – köste es, was es wolle. International erklären sich Mensch solidarisch, so auch Antifaschist*innen und Antikapitalist*innen in Potsdam. In einer aktuellen Erklärung heißt es:
„In den überwiegend kurdischen Gebieten Nordostsyriens – Rojava – hat sich in den letzten Jahren ein politisches System der Selbstverwaltung etabliert. Die Organisation, in Räten und Versammlungen, in denen gerade die die Frauen eine zentrale Rolle spielen, sind maßgeblich an der eigenständigen Gestaltung des Gemeinwesens beteiligt. Dabei werden diese Errungenschaften von Kämper:innen der YPJ und der YPG verteidigt. Es gilt den sogenannten Islamischen Staat mit seinem menschenverachtendem System zu vertreiben und es gilt gegen die Angriffe der Türkischen Armee Stellung zu beziehen.
Wir Antifaschist:innen und Antikapitalist:innen erklären uns solidarisch mit den zivilen und den militärischen Organisationen in Rojava. Wir stehen hinter den Ideen für ein friedliches Zusammenleben und eine gerechtere herrschaftsfreie Gesellschaft.
Wir fordern aber auch von der Stadt Potsdam und der Zivilgesellschaft Solidarität mit Rojava!
Kampf den Faschismus und dem Kapitalismus – hier und überall, denn der Kampf um Befreiung ist international!
Stoppt die Kriminalisierung der kurdischen Bewegung!”