Salih Muslim: In Efrîn beginnt der Guerillakrieg

Der kurdische Politiker Salih Muslim erklärte, dass eine neue Phase des Widerstands in Efrîn beginne: „Die Bevölkerung ist aus Sicherheitsgründen evakuiert worden. Ab jetzt werden die YPG und YPJ einen Guerillakrieg führen.“

Salih Muslim, der ehemalige Ko-Vorsitzende der PYD, äußerte sich ANF gegenüber zu der aktuellen Situation in Efrîn und der Lage der Bevölkerung.

Kampagne zur Rettung der Zivilbevölkerung

Muslim erklärte, der Kampf habe eine neue Stufe erreicht: „Heute wurde in Efrîn ein Schritt zur Verteidigung der Zivilbevölkerung unternommen. Der Kampf in Efrîn und der Krieg sind nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, er geht weiter. Alleine die Form des Krieges hat sich geändert.“

Kämpfer*innen der YPG und YPJ weiterhin in Efrîn

„Solange die Bevölkerung in der Stadt war, lagen die Bedingungen für einen Kampf, einen Krieg nicht vor. Der türkische Staat greift die Zivilbevölkerung an und verübt Massaker. Die Propaganda des Feindes, dass sich niemand mehr in Efrîn befindet, ist eine Lüge. Niemand sollte ihr Beachtung schenken. Sowohl im Zentrum von Efrîn als auch in der Umgebung sind Kämpfer*innen der YPG/YPJ und sie kämpfen. Dem Volk gegenüber ist ein Versprechen abgelegt worden und dieses Versprechen wird eingehalten werden. Efrîn wird niemals aufgegeben werden.“

Der türkische Staat zielt auf die Vernichtung der Kurd*innen ab

Muslim wies auf den Krieg im Mittleren Osten hin und sagte: „Mit diesem Krieg wurde die Entscheidung zur Vernichtung der Kurd*innen getroffen. Sie wollen Efrîn einnehmen und dann die Kurd*innen in Kobanê, Qamişlo, Kerkûk bis nach Şengal angreifen. Zuerst sollte die Umsetzung über Gruppen wie den IS und al-Nusra erfolgen. Da dies nicht erfolgreich war, machen sie es nun selber. Die Menschen in allen vier Teilen Kurdistans sollten wachsam sein und die Pläne durchschauen. Unsere Befreiung geht nur gemeinsam. Wenn wir keine Einheit schaffen, keine nationale Einheit verwirklichen, werden wir in ganz Kurdistan ähnlichen Angriffen gegenüberstehen. Deshalb dürfen wir keine Zeit verlieren, die kurdischen Organisationen müssen zusammenkommen und mit einer nationalen Haltung gegen diese Angriffe kämpfen.“

Salih Muslim wies auch auf die Rolle der internationalen Mächte bei den Angriffen auf Efrîn hin: „Die internationalen Kräfte, die Staaten der Welt, haben uns alleine gelassen. Mit diesem Schweigen wurde den Angriffen der Türkei eine Basis gegeben und diese unterstützt.“

In Efrîn werden die YPG/YPJ einen Guerillakrieg führen

Zum Widerstand von Efrîn erklärte der kurdische Politiker: „58 Tage lang hat unsere Bevölkerung mit großer Opferbereitschaft gegen Soldaten einer NATO-Armee und Milizen Widerstand geleistet. Diese Kräfte haben ihre Angriffe mit exzessiver Gewalt, Luftangriffen und massivem Einsatz von Technik durchgeführt. Der Widerstand dagegen ist groß und heilig, jeder sollte das wissen.

Der Widerstand hat sich mit großer Entschlossenheit entwickelt und er geht heute weiter. In Efrîn werden die YPG und die YPJ ihren Widerstand auf verschiedene Weise fortsetzen. Ab jetzt werden sie den Schwerpunkt ihres Kampfes auf den Guerillakrieg legen. Durch Hit-and-Run-Methoden werden sie den Widerstand auf das höchste Niveau bringen. Für einen Frontenkrieg haben wir weder die technischen Möglichkeiten noch die Bewaffnung. Wir sind dazu verpflichtet, einen Guerillakampf zu führen. Unsere Jugend, unsere Kämpfer*innen und unsere Kräfte sind dafür bereit.“

Die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Efrîn habe diesen Kampf nun erleichtert, erklärt Muslim. „Die Anwesenheit der Zivilbevölkerung hat die Aufgaben unsere Kämpfer*innen erschwert. Unser Feind ist gnadenlos und grausam. Er erschießt Zivilist*innen, bombardiert Krankenhäuser und Wohnhäuser. Das Ziel des türkischen Staates war von Anfang an die Zivilbevölkerung und so macht er weiter. Die Evakuierung der Zivilbevölkerung hat die Arbeit unserer Kämpfer*innen erleichtert. Deswegen wird der Krieg nun auf eine andere Weise weiter gehen und der Feind wird noch größere Schläge einstecken.“

Salih Muslim appellierte außerdem an die Kurd*innen in Europa und auf der Welt, die Propaganda des türkischen Staates nicht zu beachten und den Kampf für Efrîn zu verstärken.