Rojava: Widerstand als einzige Alternative

Täglich werden Menschen in Nordsyrien von türkischen Grenzsoldaten angegriffen. Die Landwirtschaft im Grenzgebiet liegt brach, Schulen mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

Die Türkei will aufgrund angeblicher Sicherheitsbedenken einen „Friedenskorridor“ im Grenzgebiet in Nordsyrien einrichten. Staatschef Erdoğan hat wiederholt eine Invasion in der Region angekündigt, mit der die in jahrelanger Arbeit aufgebaute Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien zerschlagen werden soll. Aber auch ohne einen grenzüberschreitenden Einmarsch der türkischen Armee werden die Bewohner des Grenzgebietes in Rojava seit Jahren von türkischer Seite aus angegriffen. Die Felder liegen brach, weil täglich über die Grenze geschossen wird.

Osman Mehmûd lebt im Dorf Sûsikê in Girê Spî (Tall Abyad). Der 69-Jährige hat seinen Lebensunterhalt schon immer als Bauer bestritten. Seit zwei Jahren setzt er jedoch keinen Fuß mehr auf seine Felder. Sein Bruder Ezedîn wurde am 24. April 2017 auf dem Weg zu seinem Feld von türkischen Soldaten erschossen.

Schulen geschlossen

Drei Dorfschulen in der Region mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. „Sobald die türkischen Grenzsoldaten eine Bewegung an der Schule festgestellt haben, wurde sofort geschossen. Deshalb können die Kinder nicht mehr in die Schule gehen“, erzählt Mehmûd. Die Dorfbewohner haben jetzt Unterricht in Wohnhäusern organisiert, um den Kindern wenigstens ein Minimum an Schulbildung zu ermöglichen.

Die Situation ist in allen Dörfern an der Grenze zur Türkei gleich, meint Mehmûd: „Niemand hier betreibt Grenzschmuggel oder gefährdet in irgendeiner Form die Sicherheit der Türkei. Wir werden trotzdem angegriffen. In fast allen Familien gibt es Geschichten, die von schmerzvollen Erfahrungen zeugen.“

„Wir werden eine Besatzung nicht zulassen“

Osman Mehmûd verweist auf die Truppenkonzentration auf der anderen Seite der Grenze und sagt: „Niemand in der Region befürwortet einen türkischen Einmarsch. Sollte die Invasion beginnen, werden wir alle bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten. Eine Besatzung werden wir nicht zulassen.“

Was der türkische Staat anstrebe, zeige sich deutlich in dem im vergangenen Jahr besetzten Kanton Efrîn, fährt Mehmûd fort: „Die Türkei will uns unser Land rauben und uns von hier vertreiben. Deswegen ist Widerstand unsere einzige Alternative.“