Die syrische Regimemiliz Difa al-Watani (auch National Defense Forces, kurz NDF) provoziert in Hesekê neue Spannungen mit den Sicherheitskräften der nordostsyrischen Autonomieverwaltung (Asayîş). Am Mittwoch drangen Söldner der Miliz in mehrere Betriebe in der Sicherheitszone ein und nahmen etwa 20 kurdische Ladenbesitzer fest. Zudem wurden ihre Geschäfte verwüstet.
Zu den Hintergründen heißt es, es habe sich um einen „Vergeltungsakt“ der Difa al-Watani gehandelt. Zuvor soll ein Milizführer von Kräften der inneren Sicherheit festgenommen worden sein. Gegen den NDF-Kommandanten würde eine Vielzahl von Beschwerden vorliegen, weil Ladenbesitzer mit seinen Maßnahmen und dem Verhalten der dortigen Einheiten der Regimemiliz nicht einverstanden seien.
Der Asayîş hat inzwischen „Gegenmaßnahmen“ angekündigt, sollten die von NDF festgenommenen Männer nicht freigelassen werden. Das Geschäftsviertel in der Sicherheitszone wurde vorübergehend geschlossen. Aus Hesekê hat sich die Regierung von Baschar al-Assad im Zuge der Rojava-Revolution nicht vollständig zurückgezogen. Die Selbstverwaltung hatte dem Regime damals den Verbleib einer nominalen Vertretung im Zentrum der Stadt gestattet.
NDF: Dachorganisation regierungstreuer Paramilitärs
Die Einheiten der paramilitärischen Baathisten-Gruppe Difa al-Watani stellen die Speerspitze der Kräfte der Assad-Regimes in Nordostsyrien dar. Es handelt sich um eine Dachorganisation regierungstreuer Paramilitärs, die nach dem Vorbild der iranischen Revolutionsgarden von Ghassem Soleimani aufgebaut wurde. Soleimani war Anfang 2020 bei einem gezielten Raketenangriff der USA im Irak getötet worden. Die NDF werden von der Führung in Damaskus als verlässlicher eingeschätzt als einige Teile der Armee.
Kontrollierte Spannungen
In Qamişlo und Hesekê machen sich die NDF-Einheiten Immer wieder für Provokationen verantwortlich und greifen Zivilist:innen oder Asayîş-Mitglieder an. Anfang des Jahres intensivierten sich die Spannungen, nachdem die Selbstverwaltung die Übergabe der Kleinstadt Ain Issa an das Regime ablehnte. Im April kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Folge die Miliz aus den Stadtviertel Tai und Hilko in Qamişlo vertrieben wurde.
Korrekturhinweis: In einer früheren Version war die Zahl der festgenommenen Geschäftsinhaber fälschlicherweise mit zwei angegeben. Wir haben den Fehler berichtigt.
Aktualisiert: 30/6/2021 23.11 Uhr