Am Samstag trafen sich in Istanbul die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, der Türkei und Russland, um bei einem Vierergipfel zum Friedensprozess in Syrien zu beraten. In der gemeinsamen Abschlussrunde kündigte der türkische Präsident an, einen weiteren Angriffskrieg gegen Rojava und Nordsyrien führen zu wollen. Die Türkei werde weder innerhalb ihrer Grenzen noch in gleich welchem Gebiet Syriens das Anwachsen von Terrorgruppen tolerieren, sagte Erdoğan und behauptete, dass es in der Türkei zu Hunderten von Toten aufgrund von Angriffen der PYD gekommen sei. Einen Tag nach dem Vierergipfel bombardierte das türkische Militär den nordsyrischen Kanton Kobanê.
In einer Erklärung kommentierte der Parteirat der PYD die Äußerungen des türkischen Staatschefs mit den Worten: „Erdoğan ist zum Unterhändler und Garanten der Terroristen geworden.“
In der Stellungnahme heißt es außerdem: „Vertreter des türkischen Staats haben es sich zur Gewohnheit gemacht, unsere Partei und die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) des Terrors zu bezichtigen. Sowohl wir als auch die QSD sind seit dem Tag ihrer Gründung ein Schutzschild gegen den Terror und seine Kollaborateure.“ Nach erfolglosen Versuchen des türkischen Präsidenten, auf dem Vierer-Gipfeltreffen seine Forderungen und Pläne gegenüber den anderen Staaten durchzusetzen, „hat Erdoğan zum wiederholten Male Beschuldigungen ausgesprochen, die jeglicher Grundlage entbehren“, so die PYD.
Ankara beschränkte sich allerdings nicht auf diese Drohungen, sondern griff am gestrigen Sonntag mehrere Dörfer im Westen von Kobanê mit schweren Panzer- und Mörsergeschossen an. „Sobald der Präsident des türkischen Staates erkennt, dass sich sein Gegenüber ihm nicht beugt, greift er mit terroristischen Mitteln an. Wenn es nicht die Völker Nordsyriens und ihr System der Selbstverteidigung gäbe, das sich gegen alle von der Türkei gestützten Terrorgruppen wie den IS, al-Nusra und anderen mit al-Qaida verbundenen Gruppen richtet, hätte Erdoğan seinen neo-osmanischen Traum verwirklichen können. Aus diesem Grund sind unsere Partei und unser Verteidigungssystem in Nord- und Ostsyrien zu einem Alptraum für Erdoğan und die von ihm unterstützten Terrorgruppen geworden. Als PYD erklären wir, die Anschuldigungen Erdoğans, dem Unterhändler und Garanten der Terroristen, nicht zu akzeptieren. Das Schweigen der anderen Staatschefs zu seinen substanzlosen Anschuldigungen hat uns erstaunt. Hätten diese Staaten nicht geschwiegen, hätte Erdoğan die Dörfer Nordsyriens nicht angreifen können. Wir rufen alle Parteien auf, sich den Drohungen Erdoğans nicht zu beugen und ihre Verantwortung zur Lösung der Syrienkrise wahrzunehmen.“