Proteste in Ain Issa gegen türkische Kriegsverbrechen

In Ain Issa hat eine Demonstration gegen die Kriegsverbrechen des Nato-Partners Türkei in Nordsyrien stattgefunden. Bei einer Kundgebung vor einem russischen Militärstützpunkt wurden die Garantiemächte aufgefordert, ihre Verantwortung zu erfüllen.

Im nordsyrischen Ain Issa sind am Montag viele Menschen gegen die Angriffe der türkischen Armee auf die Straße gegangen. Anlass war die gezielte Tötung von drei Frauen, darunter Aktivistinnen der Frauenbewegung Kongreya Star, durch eine türkische Drohne in der vergangenen Woche in Kobanê. An der Demonstration, die vom Stadtzentrum bis zum russischen Militärstützpunkt im Osten von Ain Issa führte, beteiligten sich auch Vertriebene aus Girê Spî (Tall Abyad).

Die Demonstration wurde von Sicherheitskräften des Asayîş geführt. An der Spitze des Zuges marschierten Frauen, die Bilder der Aktivistinnen Zehra Berkel, Hebûn Mele Xelîl und Amina Waysî und Fahnen der Frauenverteidigungseinheiten YPJ trugen und Parolen gegen die Besatzung riefen.

Nach dem Marsch durch die kleine Stadt endete die Demonstration mit einer Kundgebung vor der russischen Basis. Meryem Ali von der Koordination der Frauenbewegung Kongreya Star äußerte in einem Redebeitrag: „Die Völker Nord- und Ostsyriens schöpfen ihre Kraft aus ihren Gefallenen. Mit dieser Kraft wird unser Kampf für die Verteidigung unserer Heimat und unserer Errungenschaften weitergehen. Der türkische Besatzerstaat nimmt den Willen der freien Frau ins Visier. Russland muss seiner Verantwortung als Garantiemacht gerecht werden und die Türkei zur Erfüllung der aus ihren Abkommen entstehenden Pflichten bringen. Die internationale Gemeinschaft muss ebenfalls aktiv werden, damit die Verbrechen der Türkei an der Zivilbevölkerung und an Frauen gestoppt werden.“

Der stellvertretende Ko-Vorsitzende des Kantonsrats von Girê Spî, Sabri Nebo, hielt ebenfalls eine Ansprache. Der Politiker verurteilte die Ignoranz der arabischen Staaten angesichts der türkischen Verbrechen in Nord- und Ostsyrien und kritisierte auch die internationale Gemeinschaft für ihr Schweigen. „Wer schweigt, macht sich mitverantwortlich“, sagte Nebo. Die Kundgebung endete mit Parolerufen.

Ain Issa nimmt strategische Schlüsselposition ein

Ain Issa befindet sich etwa 45 Kilometer südlich der seit vergangenem Oktober von der Türkei und ihrer Proxyarmee „SNA“ besetzten Stadt Girê Spî (Tall Abyad) an der strategischen Verkehrsstraße M4. Aufgrund der relativen Nähe zur Stadt Raqqa und somit zum Tor nach Deir ez-Zor nimmt Ain Issa eine strategische Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein. Regelmäßig kommt es dort zu Artillerieschlägen und Angriffen mit schweren Waffen auf bewohnte Gebiete und Siedlungen. Die Stadt soll entvölkert werden, um sie an die illegale Besatzungszone anzugliedern.

Erst gestern brachen in dem westlich von Ain Issa gelegenen Dorf Hoşan infolge von Artillerieangriffen zwei Flächenbrande in Anbaugebieten der Bevölkerung aus. Auch die nahegelegene Raststätte Saqir wurde von türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen bombardiert. Ende Mai schlugen aus Girê Spî abgefeuerte Mörsergranaten im Dorf Cebahîl bei Ain Issa ein und zerstörten teilweise eine Moschee. Durch den Angriff war auch die Stromversorgung der Ortschaft zusammengebrochen.