PDK wirbt Agenten in Rojava an
Aussagen festgenommener Agenten der südkurdischen Regierungspartei PDK belegen, dass die türkeinahe südkurdische Regierung in Rojava ein Agentennetzwerk mit dem Ziel aufbaut, die Region zu destabilisieren.
Aussagen festgenommener Agenten der südkurdischen Regierungspartei PDK belegen, dass die türkeinahe südkurdische Regierung in Rojava ein Agentennetzwerk mit dem Ziel aufbaut, die Region zu destabilisieren.
Die südkurdische Regierungspartei PDK arbeitet auf allen Ebenen mit dem türkischen Regime zusammen, um das kurdische Demokratieprojekt in Rojava zu vernichten und sich selbst als Statthalter der Türkei in der Region zu installieren. Immer wieder fliegen Agenten der PDK auf, die sich ähnlich wie MIT-Terrorzellen für Anschläge in der Region verantwortlich zeichnen. Die Agenten arbeiten für den Geheimdienst der PDK „Parastin“ und haben die Aufgabe, Kommandant*innen, Führungspersönlichkeiten und militärische Einrichtungen auszuspionieren und Anti-Propaganda gegen die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und die Selbstverwaltung in der Bevölkerung zu verbreiten. Nach Daten der Sicherheitsbehörden werden die Aktivitäten dieser Agenten von Hewlêr aus in Zusammenarbeit von Parastin und MIT koordiniert.
Ähnlich wie der MIT wirbt der Parastin Agenten mit Erpressung und Geld an. Das belegen die Aussagen festgenommener Agenten. In Gesprächen mit der Nachrichtenagentur ANHA legen die gefangenen PDK-Agenten I.E.O. (46), M.H. D. (28) und F.E.X. die Aktivitäten des Parastin in der Region offen.
I.E.O. stammt aus dem Dorf Girê Mir bei Dirbesîyê und hat ein Kind. Er kämpfte von 2011 bis 2019 in den Reihen der YPG und der QSD. Seine Agententätigkeit für die PDK hat er zugegeben. Er habe sich zum ersten Mal im November 2019 über Vermittlung seiner Schwägerin Ş.A. mit Vertretern des Parastin getroffen. Der Parastin habe ihn angeworben, weil er Kämpfer der QSD war und die Region gut kannte.
Informationen über Stellungen der Koalition, Syriens und Russlands verlangt
Der Parastin-Agent soll sich ihm als Rustem vorgestellt haben. I.E.O. führt jedoch an, die Person heiße eigentlich S.D. und sei für sämtliche Agentenaktivitäten in der südkurdischen Stadt Dihok verantwortlich. Ein anderer Agent namens Simko verlangte von ihm detaillierte Informationen. I.E.O. berichtet: „Sie wollten Informationen haben, wie weit die Invasionsangriffe auf Serêkaniyê und Girê Spî gediehen sind, über die Stärke der QSD in der Region, über schwere Waffen, warum es keine schweren Waffen an der Front gebe, warum sich Militärfahrzeuge von der Grenze zurückziehen, wo sich die Tunnel befinden, welche Kämpfer und Kommandeure im Hauptquartier sind, die militärischen Stellungen der Koalitionstruppen, die Anzahl der Truppen an diesen Orten, die Orte, an denen russischen und syrischen Truppen stationiert sind. Sie fragten nach den Aufenthaltsorten und Namen der QSD-Kommandeure und wollten wissen, ob ich Informationen über die Stellungen schwerer Waffen am Berg Kezwan bekommen könnte.“
„Sie wollten, dass ich weitere Agenten anwerbe“
Die Agenten verlangten von I.E.O., er solle weitere Agenten anwerben. Er sagt aus, er habe einen Fahrer für QSD-Kommandant*innen gegen Geld sowie zwei weitere junge QSD-Kämpfer angeworben und eine Zelle aufgebaut.
„Ich habe Informationen gegen Geld weitergegeben“
Bei dem Fahrer handelte es sich um M.H.D. aus Efrîn-Raco. Er hat ebenfalls seit 2011 in den Reihen der QSD und YPG gekämpft und war nach dem Efrîn-Krieg nach Ain Issa gegangen. M.H.D. hatte I.E. dort im Hauptquartier kennengelernt und nach kurzer Zeit die von diesem angebotene Agententätigkeit für die PDK gegen Geldzahlungen akzeptiert. M.H.D. gibt zu, drei bis vier Monate mit I.E.O. als PDK-Agent zusammengearbeitet zu haben: „Ich habe ihm die Namen von den Verantwortlichen für die Gebiete Kobanê, Tabqa, Raqqa und Deir ez-Zor genannt. In der folgenden Zeit rief er mich an und fragte, ob ich weitere Informationen hätte. Ich sagte, ich könne ihm weitere Sachen geben. Ich schickte ihm Bilder von Datenträgern mit Organisationsdaten. I.E.O. versprach mir 5.000 Dollar, wenn ich ihm die Daten beschaffen könnte. Ich sagte ihm, ich würde sie beschaffen, wenn ich zuerst das Geld erhielte.“
Die Informationen, die I.E.O. erhielt und selbst sammelte, beinhalteten Bilder von Kämpfer*innen der QSD und ihren Kommandant*innen, Informationen über die Treffen der Gebietsleitungen und der Logistik, die Feiern zum 8. März in Tabqa, die Namen der Gebietskommandant*innen der QSD, die Treffen zwischen QSD und Koalitionstruppen. Diese Informationen leitete I.E.O. an die PDK weiter.
Ich bereue meinen Verrat
I.E.O. schließt mit den Worten: „Ich weiß, dass ich mit meinen Agententätigkeiten mein Volk verraten habe. Ich bereue, dass ich meinen Bruder und meine Cousins und Cousinen, die am Freiheitskampf teilnehmen, verraten habe.“